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Einschlafrituale für Kinder und ihre Bedeutung

Rituale für die Schlafenszeit

Fast jedes Kind kennt sie und auch Sie selbst sind wahrscheinlich damit aufgewachsen: Welches sind die schönsten Einschlafrituale und wozu brauchen Kinder sie?

„Schlafen ist durchaus ein Urbedürfnis“, nimmt Nora Imlau, Journalistin und Autorin des Buches „Das Geheimnis zufriedener Babys vorweg. Und fügt hinzu: „…aber auch etwas kulturell Gelerntes.“ Damit meint sie, dass sich Eltern und Kinderbetreuer sicher sein können, dass Kinder Müdigkeit einordnen und infolgedessen Nähe und Geborgenheit suchen, um zur Ruhe zu kommen. Doch der natürliche Schlafrhythmus  von Babys und Kleinkindern stimmt häufig nicht mit den Vorstellungen der Eltern überein. Deswegen haben sich in westlich geprägten Ländern sogenannte Einschlafrituale entwickelt, um Kinder auf eine von den Eltern festgelegte Schlafenszeit einzustimmen und sie beim Ruhigwerden zu begleiten „Unbedingt notwendig“, so Imlau, „sind sie aber nicht.“

Einschlafrituale: Ja oder nein?

„Es gibt viele Kulturen auf der Welt, in denen man diesen Begriff überhaupt nicht kennt. Dort schläft das Kind ein, wenn es müde ist“, erklärt Frau Imlau. Dagegen sorgen sich Eltern hierzulande teilweise, wenn sie kein Einschlafritual mit ihren Kindern haben, weil diese das sogenannte selbstgeleitete Schlafen schon praktizieren. Dabei ist dies die ursprünglichste Form des Schlafens und nur ein Zeichen dafür, dass der Biorhythmus des Kindes gut mit dem Tagesablauf der Eltern zusammenpasst.

 

Grundsätzlich sollten Eltern, Oma und Opa oder der Babysitter laut Imlau ein Ziel verfolgen, wenn sie Babys und (Klein-)Kinder ins Bett bringen: „Ein Grundgefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.“ Sie erklärt weiter: „Bei Babys und Kleinkindern bedeutet das in den meisten Fällen die Begleitung bis in den Schlaf. Je älter Kinder werden, desto besser können Kinder das Zubettgehen als Abschied von den Eltern oder Betreuungspersonen verkraften und allein einschlafen.“

 

Das Gefühl von Sicherheit wird noch unterstützt, wenn Kinder regelmässigen Abläufen folgen können, denn „Kinder finden es toll, wenn erwartbare Dinge passieren. Sie können sich dann auch als kompetent erleben.“ Nora Imlau führt hierzu beispielsweise eine feste abendliche Reihenfolge an, die auch Betreuern oder Grosseltern gegenüber genau kommuniziert werden sollte: Erst der Schlafanzug, dann die Zahnbürste, dann das Bett.

 

„Erst in dem Moment, wo wir das Schlafverhalten unserer Kinder künstlich beeinflussen, müssen wir ein bisschen mehr Einsatz bringen“, verdeutlicht Frau Imlau den Sinn von Einschlafritualen.  Sie betont auch, dass das nicht negativ besetzt sein soll: „Ich stecke meine Kinder abends auch früh ins Bett, damit sie am nächsten Tag fit für den Kindergarten sind. Da geht es mir wie vielen Eltern, die spätestens ab dem Kita-Alter eine frühere Schlafenszeit für ihre Kinder einführen als es vielleicht ihrem natürlichen, biologischen Rhythmus entspricht, weil die Kinder am nächsten Morgen um eine bestimmte Zeit  ausgeschlafen sein müssen und auch Eltern noch ein bisschen Feierabend haben wollen.“

 

Ein eigenes Einschlafritual

Die Gute-Nacht-Rituale im Bettchen unterscheiden sich von Familie zu Familie und je nach Alter des Kindes deutlich. Frau Imlau weiss, „hierzulande wird viel vorgelesen. Viele Kinder bekommen ein Gute-Nacht-Lied. Bei Kleinkindern ist eine Spieluhr sehr verbreitet.“

 

Wenn Sie ein neues Einschlafritual etablieren möchten, dann sind Ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Frau Imlau rät: „Tun Sie, was jetzt zu Ihrer Familie passt, aber merken Sie auch rechtzeitig, wenn etwas zu anstrengend für Sie wird.“ Sie kennt viele Eltern, die bestimmte Rituale – wie beispielsweise das Stillen – scheuen, weil sie sich Sorgen darüber machen, ob sie in einigen Jahren auch noch so umsetzbar sind. Imlaus Tipp dahingehend ist Achtsamkeit: „Wenn Eltern merken, dass sie irgendwann keine Lust mehr auf ein Ritual haben, dann sollten sie früh beginnen, es langsam ausklingen zu lassen.“ Sie setzt auf schrittweise Umgewöhnung, statt radikale Schritte und begründet: „Darauf reagieren Kinder meist viel besser.“

 

Ideen für schöne Einschlafrituale

 

  • Nuckeln, Enge und Bewegung

 

Babys reagieren besonders auf diese drei Reize beruhigt und schlafen gut ein. Diese „Strategien“ sind evolutionär verwurzelt, denn zu Beginn der Menschheit war es für ein Kind nicht ungefährlich einzuschlafen. Es hatte Angst davor, im Falle eines Aufbruchs zurückgelassen zu werden. Deshalb suggeriert das Nuckeln Nähe zur Mutter. Eng eingewickelte Babys fühlen sich wie auf dem elterlichen Arm. Bewegung verdeutlicht: Ich bin dabei, wenn alle losgehen.

 

  • Ahoj zu Bett!  

 

Das warme Wasser in der Badewanne kann entspannend auf Babys und Kleinkinder wirken und macht viele Kinder ein wenig schläfrig. So werden sie mit einem sauberen und wohlig warmen Gefühl zu Bett gebracht. Lassen Sie Ihr Kind während des Badens nicht aus den Augen und überprüfen Sie vorab die Wassertemperatur.

 

  • Einschlaflieder vorsingen

 

Behutsam und sanft gesungene Lieder wirken beruhigend auf ein einschlafendes Kind. Dieses Einschlafritual ist weit verbreitet. Beliebte Kinderlieder sind „Schlaf, Kindlein schlaf“, „La, le, lu“ oder „Die Blümelein, sie schlafen“. Lieder vermitteln Liebe und traumspendende Vorstellungen, dazu kommt eine geistige Entspannung durch Assoziationen mit duftenden Blumen oder wunderbaren Dingen.

 

  • Es war einmal…

 

Sie haben die Wahl: Es gibt unzählig viele Kinderbücher, die Sie Abend für Abend mit Ihren Kindern lesen können. Vielleicht entdecken Sie selbst noch Schätze, die Sie schon immer nachholen wollten. Auch Ihr Kind wird viele neue Wörter und Wesen kennenlernen. Kleiner Tipp: Lesen Sie doch einmal mit verstellter Stimme.

 

  • Selbsterfundene Geschichten erzählen

 

Eine kleine Abwandlung der vorgelesenen Geschichte ist die selbst erdachte. Sie regt Ihre und die Fantasie Ihres Kindes an. Lassen Sie sich von Ihrem Kind dazu zwei bis drei Stichpunkte vorgeben, die unbedingt in der Geschichte vorkommen müssen. Nun ist Ihre Kreativität gefragt!

 

 

  • Das Sandmännchen

 

Ältere Kinder schauen teils vor dem Zubettgehen noch ein paar Minuten fern, was ebenfalls beruhigen kann, wenn es sich beispielsweise um die Geschichten des „Sandmännchens“ oder die „Sendung mit der Maus“ handelt. Jeder Elternteil sollte den Medienkonsum seines Kindes jedoch bewusst steuern und kontrollieren.

 

  • Revue passieren lassen

 

Viele Grosseltern nutzen diese Zeit, um dem Enkel etwas von früher zu erzählen. Auch Eltern oder Babysitter können von ihrem Tag berichten. Schon die Anwesenheit und Stimme eines Menschen beruhigt Kinder. Sie können auch fragen, was heute das schönste Erlebnis für Ihr Kind war oder was es gelernt hat. Vielleicht möchte es auch wissen, warum es nachts dunkel ist? Wichtig ist nur, dass Sie belastende Themen schon vor dem Einschlafritual geklärt haben, sonst ist Ihr Kind zu aufgewühlt für einen erholsamen Schlaf.

 

  • Eine Gute Nacht wünschen

 

Einige Kinder haben Freude daran, jedem Kuscheltier einzeln Gute Nacht zu sagen. So können Sie sich langsam vorarbeiten, bis Sie selbst an der Reihe sind.

 

Beachten Sie zum Schluss: Auch das Ende des Rituals ist wichtig: Vielleicht halten Sie sich an einen bestimmten Satz, den Sie immer sagen, wenn Sie aus dem Raum gehen oder haben einen Gute-Nacht-Gruss, den nur Sie und Ihr Kind kennen. „Ich lehne die Tür an“ oder „Ich hab dich lieb“ versichern Ihr Kind für eine ruhige und gute Nacht.

 

 

Das Geheimnis zufriedener Babys

 

Zur Person Nora Imlau

 

Nora Imlau ist Fachautorin und Journalistin für Familienthemen und schreibt regelmässig für die deutsche Zeitschrift „Eltern“. Sie ist selbst Mutter zweier Mädchen und tauscht sich auch über ihre Webseite mit anderen Eltern und Experten aus. Im Frühjahr 2015 erscheint beim Verlag Gräfe und Unzer die Neuauflage ihres Buches „Das Geheimnis zufriedener Babys“ als Anleitung für den bedürfnisorientierten Umgang mit Babys.

 

 

 

Welches ist Ihr liebstes Einschlafritual? Erzählen Sie es uns in einem Kommentar!

 





Kommentare
  1. Einschlafrituale für Kinder und ihre Bedeutung
    anita aeschbacher | Mittwoch,Oktober 15.2014

    Einschlaf – Rituale sind sehr wichtig, denn sie geben dem Kind eine gute Struktur am Abend. Überhaupt sind Rituale sehr wichtig und sinnvoll. – Ich bin mein ganzes Leben mit Kindern „unterwegs“ als „Kinderspezialistin“ mit sehr viel Fachwissen und Erfahrung. Eigenen Kinder und viele Hütekinder, seitens meines Berufes als Fachfrau für Kindererziehung… Ich war u.a. viele Jahre Tagesmutter und habe bis zu 7 Kinder am Tag in meiner SEHR grossen Stube genossen. Meine schönste Zeit als Tagesmutter war mit 6 Kindern am Tisch, ein Baby im Hochstuhl und einem Lehrling aus dem Büro… Gemeinsam mit den Kindern musste ich oft schon früh anfangen mit den Vorzubereitungen, da ich immer frisch koche und die Kinder oft helfen wollten.Mit herzlichen Grüssen; Anita Aeschbacher

  2. Einschlafrituale für Kinder und ihre Bedeutung
    anita aeschbacher | Mittwoch,Oktober 15.2014

    Einschlaf – Rituale sind sehr wichtig, denn sie geben dem Kind eine gute Struktur am Abend. Überhaupt sind Rituale sehr wichtig und sinnvoll. – Ich bin mein ganzes Leben mit Kindern “unterwegs” als “Kinderspezialistin” mit sehr viel Fachwissen und Erfahrung. Eigenen Kinder und viele Hütekinder, seitens meines Berufes als Fachfrau für Kindererziehung… Ich war u.a. viele Jahre Tagesmutter und habe bis zu 7 Kinder am Tag in meiner SEHR grossen Stube. Mit herzlichen Grüssen; Anita Aeschbacher

  3. Einschlafrituale für Kinder und ihre Bedeutung
    anita aeschbacher | Mittwoch,Oktober 15.2014

    Einschlaf – Rituale sind sehr wichtig, denn sie geben dem Kind eine gute Struktur am Abend. Überhaupt sind Rituale sehr wichtig und sinnvoll. – Ich arbeite mit sehr viel Fachwissen und Erfahrung seit Jahren mit Kindern. Anita Aeschbacher

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