Welche Frauen ich heute feiere

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Der Internationale Frauentag wird seit 1911 jedes Jahr am 8. März gefeiert und ist inzwischen weltweit ein wichtiges Datum. In einigen Ländern – unter anderem in Russland, Moldawien, Angola und Vietnam – ist er sogar ein gesetzlicher Feiertag! Anlass genug, dachte ich, mir einmal zu überlegen, welche Frauen im letzten Jahr einen besonderen Eindruck hinterlassen haben, vielleicht sogar für die Sache der Frau einiges bewegt haben.

 

Am 8. März ist Weltfrauentag.

Was man heutzutage so überlegen nennt: Ich google „Frauen 2015“ und erhalte hauptsächlich Links zu einem Thema, bei dem ich für mich sagen kann, dass dort bei mir die Gleichberechtigung angekommen ist: „Frauenfussball“, was mich exakt genauso interessiert wie „Männerfussball“ – also gar nicht. Der Suchbegriff „tolle Frauen 2015“ dagegen ergibt entweder die erotischen Top 100, unter denen ich mich trotz intensiver Suche nicht finde oder aber Artikel darüber, warum schöne Frauen oft einsam sind.

Was macht Frauen „erfolgreich“?

Die Suche nach „erfolgreichen Frauen“ liefert dann mehr oder weniger aussagekräftige Listen von Businessfrauen, die es in der Arbeitswelt „zu etwas“ gebracht haben. Da kann ich dann nachlesen, wer die zehn reichsten Frauen der Welt sind und ausrechnen, wie viele hundert Jahre ich noch arbeiten müsste, um auch nur den unteren Rand der Liste zu erreichen. Oder welche 19 Eigenschaften eine Frau haben muss, um eine steile Karriere in der Wirtschaft oder Politik hinzulegen und wer diese Superfrauen sind – von Sheryl Sandberg über Ursula von der Leyen bis hin zu Angelina Jolie.

In der Regel gehen diese Listen einher mit der Nennung der Zahl der Kinder, die parallel zum kometenhaften Aufstieg geboren, gestillt, gewickelt und zu multilingualen, Geige spielenden Prachtexemplaren erzogen wurden. Hört sich das nach Neid an? Nein, es ist eine Prise Sarkasmus aus einer anderen Realität.

Superwoman und Co.

Einer Realität, über die ich mich gar nicht beschweren möchte: Ich habe einen interessanten Job mit Verantwortung, der mir wirklich gut gefällt. Ich lebe in einer Beziehung und habe einen kleinen Sohn, den ich übertrieben vergöttere. Ich wohne in einer wunderschönen Wohnung in einem beliebten Stadtteil von Berlin. I am one lucky girl.

Und, natürlich bewundere ich diese Frauen, die ein Ministerium oder ein internationales Unternehmen leiten, gleichzeitig tolle Mütter sind und attraktive Partnerinnen. Aber diese Frauen sind eben nicht meine unmittelbaren „Role Models“. Sie sind für mich nicht greifbar, nicht zu meiner Lebenswirklichkeit gehörend, etwa so wenig wie Batman oder Superwoman, zu denen ich im Kino ebenfalls aufschaue.

Sie leben mitten unter uns

Es gibt hingegen viele Frauen in meinem Leben, die ich ganz grossartig finde, die mich immer wieder überraschen. Diese Frauen stammen aus meinem unmittelbaren Familienumfeld, Freundes- oder Bekanntenkreis oder sind meine Kolleginnen. Ganz normale Frauen, die täglich ihren Jobs nachgehen, egal ob erfüllt oder unerfüllt. Und ganz nebenbei einen Grossteil der Verantwortung innerhalb der Familie übernehmen, mit allem, was dazu gehört.

Ich habe viele alleinerziehende Freundinnen, die anspruchsvolle Jobs haben – sowohl inhaltlich als auch zeitlich. So wie meine Freundin, die nach der Trennung von ihrem Partner ihren Alltag mit 30-Stunden Job als angestellte Ärztin und drei kleinen Jungs zum grossen Teil alleine stemmt.

Diese Frauen sind keine übermenschlichen Superheldinnen. Sie haben wie alle von uns von Zeit zu Zeit mit den Unwägbarkeiten des Alltags zu kämpfen und schlagen sich dabei mal besser und mal schlechter.

Das sind meine Heldinnen, sie will ich zum Weltfrauentag feiern. Hoch sollen sie leben!

 

Über Julia

Über Julia:
Julia arbeitet seit 2012 in der Unternehmenskommunikation von Care.com. Nach ihrem Publizistik-Studium zog es die Frankfurterin nach Berlin. Nach verschiedenen Jobs im Bereich Film-PR verabschiedete sie sich 2009 in die Elternzeit. Heute betreut sie statt Filmen ihren fünfjährigen Sohn und nimmt sich in ihrer Freizeit immer wieder vor, mehr Sport zu treiben.


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