Wenn eine Beziehung in die Brüche geht und auch die gemeinsamen Kinder von einem solchen Einschnitt betroffen sind, ist das in der Regel für alle Beteiligten nicht einfach. Die Beziehungen des ehemaligen Paares und die zwischen Eltern und Kinder(n) stehen nun unter ganz anderen Vorzeichen, und alle müssen sich erst in die neue Lebenssituation einfinden.
Auch, wenn es zugegebenermassen nicht immer leicht fällt: Als Eltern sollte man immer versuchen, die Paarebene von der Elternebene zu trennen und den Nachwuchs möglichst nicht mit dem Trennungsgeschehen zu belasten. Ich versuche daher, stets neutral zu bleiben und nach Möglichkeit nur die Fragen zu beantworten, die mein Kind mir wirklich stellt. Oft aber geht eine Trennung auch mit vielen räumlichen, finanziellen und grossen Veränderungen im Alltag einher, die einen viel Kraft und Energie kosten.
Die folgenden Tipps haben mir sehr geholfen, meinen neuen Alltag mit Kleinkind und Vollzeitjob zu meistern:
1. Hilfe annehmen, Gleichgesinnte suchen und ein soziales Netz aufbauen
Eine Trennung kostet meistens viel Kraft: Sie muss einerseits auf der Paarebene verarbeitet werden, andererseits muss man sich aber auf der Elternebene neu finden und auch das Kind/die Kinder in der neuen Situation auffangen. Das ist eine grosse psychische Belastung. Wenn man sich dann noch um solche Dinge wie Job, Wohnung, Kinderbetreuung, Unterhalt und Umgang kümmern muss, kann man sich ganz schnell überlastet fühlen.
Einen Teil dieser Last sollte man daher unbedingt loswerden: Viele Fragen konnte ich dem Verband der alleinerziehenden Mütter und Väter (VAMV) bei einem persönlichen Gespräch stellen. In Online-Foren und auf Blogs fand ich ebenfalls viele Antworten und Kontakte – in vielen grossen Städten gibt es aber auch Treffen und Angebote vor Ort.
Weiterhin hat mich meine Familie wunderbar aufgefangen und auch bei meinen Freundinnen konnte ich einiges an Ballast loswerden. Ich habe um Hilfe bei Renovierung und Umzug gebeten und war auch danach froh über mein soziales Netz in der Nähe – bei Krankheit, wenn der Bus ausfiel oder jemand den Handwerker in die Wohnung lassen musste. Oft kann man sich auch gegenseitig helfen, z.B. mit einer anderen Mutter die Kinder abwechselnd betreuen/abholen oder eine Hilfeleistung gegen eine andere „tauschen“.
Es fiel mir wirklich nicht leicht, um Hilfe zu bitten, aber man kann unmöglich alles alleine schaffen! Wenn einem das bewusst ist, wird es leichter zu fragen.
2. Entscheidungsfreiheiten positiv sehen!
Ich habe es schlichtweg genossen, meine neue Wohnung ganz nach meinem Geschmack auszusuchen und einzurichten! Auch bei den vielen kleinen Alltagsentscheidungen und Erziehungsdingen hat keiner seine Mitbestimmung geltend gemacht.
Mir haben diese Umstände sehr geholfen, mich nach der Trennung wieder selbst zu finden und auch an schlechten Tagen aus meinem Tief heraus zu kommen. Denn auch diese dunklen Tage gibt es: Gerade als Alleinerziehende/r muss man vieles mit sich selbst ausmachen, bei dem andere auf den Rückhalt ihres Partners vertrauen können.
3.) Stressfaktoren im Alltag minimieren
Nach der sehr intensiven Phase von Umzug, Eingewöhnung bei der Betreuung und meiner beruflichen Rückkehr stellte sich ziemlich schnell heraus, dass mir und meinem Kind feste Alltagsstrukturen grossen Halt geben. Unter der Woche war der Tagesablauf sehr ähnlich und ich hatte mir z.B. angewöhnt, die Kleidung für uns beide bereits abends rauszulegen, den Frühstückstisch vorzubereiten und die Einkäufe so zu planen, dass ich nach Möglichkeit nicht mehr abends einkaufen gehen muss.
Ich kaufte alle 2 Wochen viel auf Vorrat und ergänzte dies in der Regel am Wochenende und mittwochs mit frischen Dingen. Für Grosses und Schweres nutzte ich Lieferdienste und Onlineshops (Getränke und Windeln vor allem). Die Mehrkosten halten sich wirklich in Grenzen und verschafften mir mehr kostbare Zeit für mich und mein Kind. Ich plante Zeiten mit Leerlauf ein, liess mich an den Wochenenden gerne ein wenig treiben und richtete mich bewusst nach meinem Kind. Das gab uns beiden den notwendigen Ausgleich zur durchgetakteten Woche.
4.) Erholungsphasen für mich alleine
24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche für ein Kind (oder gar mehrere) allein verantwortlich zu sein, ist bei allen Freiheiten dennoch eine Belastung. Ich habe das grosse Glück, dass mein Kind jedes 2. Wochenende Zeit beim Vater verbringt und habe diese Auszeiten ganz alleine für mich immer sehr genossen. Zwar brauchte ich immer ein paar Stunden, um meine Mutterrolle abzustreifen, aber dann tat ich viele Dinge, für die sonst keine Möglichkeit war: Ich ging abends tanzen, ich verabredete mich fürs Kino, ich sprach mit anderen erwachsenen Menschen (nicht nur mit der Tagesmutter oder den Kollegen im Büro), ich holte fehlenden Schlaf nach oder putzte einfach mal in aller Ruhe das Bad.
Solche festen Auszeiten sind immens wichtig, wie ich schnell feststellte. Andernfalls hätte ich wohl einen Oma-Tag pro Woche eingeführt oder mir einen festen Babysitter gesucht. Aber auch eine Mutter- Kind- Kur ist eine gute Möglichkeit, um fehlende Erholungszeiten zu kompensieren und wieder Kraft für den Alltag zu tanken – mehr Infos gibt es z.B. über das Müttergenesungswerk.
Nur wenn es mir selbst gut geht, kann ich auch eine gute Mutter für mein Kind sein!