Parenting Wars: Unsicherheit schürt kleine Kriege

Mit der Geburt eines Kindes beginnen die Eltern zu vergleichen. Neben den harten Fakten geht es bald um das Können und die Talente der Kinder. Bella findet, dass diese Vergleiche gerade bei Eltern mit erstem Kind aus Unsicherheit heraus entstehen. Denn sie war unsicher. Eigentlich kann man doch noch nicht wissen, was richtig ist fürs Kind. Oder doch?

 

 

 

 

Der Aussage „Also Max hatte bei der Geburt 3600 Gramm“ folgt meist ein Satz wie „Nun ja, Mia wog 3800 Gramm.“ Stich. Selbst wenn Mia leichter gewesen wäre, hätte das natürlich Vorteile während der Geburt gehabt. Stich. Dieser Vergleich schlug mir erstmals beim Kinderarzt entgegen. Im Säuglingszimmer trafen wir Eltern aus dem Vorbereitungskurs und sofort tauschten sich alle über Gewicht, Masse und Besonderheiten Ihrer Kinder aus. In den Augen meines Mannes hat dieses elterliche Verhalten einen Namen: postnataler Schwanzvergleich. Wer hat das grösste, längste und schönste Baby? Zu seinem Leidwesen zieht sich dieser Vergleich bis heute durch, unsere Tochter ist 20 Monate alt. Und ich habe die dumpfe Vermutung, dass es bis zum Schulabschluss immer wieder diese Vergleiche mit Gleichaltrigen geben wird.

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo – eigentlich

Die Bezeichnung meines Mannes fand ich im damaligen Moment treffend. <a href=“http://magazin.betreut.ch/wie-bringe-ich-meinem-baby-das-einschlafen-bei/, mein Baby hat nur alle fünf Stunden Hunger und gedreht hat es sich schon mit 8 Wochen. Liegt das eigene Kind im Vorteil und kann mehr, wird das oft mit bestimmten Erziehungsstilen, Einstellungen oder Massnahmen offen begründet. Durchschlafen ist bei den einen das Ergebnis bedürfnisorientierter Erziehung, manche schwören auf eine strikte „Schlaferziehung“. Egal, was zu dem Ergebnis führte, es führt aber auch dazu, dass sich die Eltern der anderen Kinder unterlegen fühlen. Denn ist das eigene Kind im Nachteil, greift ein anderes Argument. Eines, das ich bevorzuge, denn es ist wahr: Jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Das eine Kind kann besser schlafen, das andere besser essen, später besser lesen oder schneller laufen. Und das andere Kind ist eben schwerer. Als ich damals das Geburtsgewicht meiner Tochter von 4010 Gramm einbrachte, hatte ich zwar zahlenmässig gewonnen. Was ich aber nie in dem Zusammenhang erwähnte, waren die Folgen dieser schwergewichtigen Geburt. Denn ich war unsicher, wie sich das alles entwickelt in mir und was mir helfen könnte.

Wir vergleichen nicht, wir sind verunsichert

Unsicherheit scheint die treibende Kraft der Parenting Wars. Denn während mein Mann nur diesen einen Moment beim Kinderarzt erlebte, hatte ich noch unzählige Vergleiche im Rückbildungskurs, im PEKIP oder einfach auf dem Spielplatz. Die meisten Erstlingseltern sind unsicher. Indirekt klopfte man damit auch die Möglichkeiten und Alternativen zum eigenen Ansatz ab. Viele Eltern handeln nach Gefühl, aber diesem traut nicht jeder beim ersten Kind. Vielleicht wäre es ja doch sinnvoller, mit 5 Monaten Beikost einzuführen? Und sollte ich nicht doch langsam abstillen? Diese innere Unsicherheit führt dazu, dass wir sie überspielen wollen. Keiner möchte gern zugeben, dass er nicht weiss, ob sein Weg der Beste ist. Lieber zeige ich, was meine Tochter schon kann. So werden in diesen Vergleichen und kleinen Kriegen um die beste Methode auch ganz viele Möglichkeiten sichtbar. Und je grösser die Gruppe, umso mehr zeigt sich noch was anderes: Ja, jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Aber jede Mutter hat auch ihren eigenen Umgang damit. Deswegen sollte man das Beste aus diesen kleinen Kriegen mitnehmen, und sei es die Erkenntnis, dass das eigene Gefühl meist doch richtig ist, auch wenn es vielleicht durch etwas Müdigkeit getrübt ist.

 





Kommentare
  1. Parenting Wars: Unsicherheit schürt kleine Kriege
    Dominique | Mittwoch,November 25.2015

    Ja, diese Erfahrungen kann ich nur bestätigen. Und abhängig von den Gesprächssituationen hört das Vergleichen auch nie auf. Meine Kinder sind 6 und 2 Jahre. Wenn ich in so einer Situation bin, bemühe ich mich einfach Interesse für das andere Kind/ andere Mutter zu zeigen und auf den Gesprächspartner einzugehen. Manchmal kann sich so auch ein ernsthafteres und tiefergehendes Gespräch entwickeln. 🙂

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