Der Tag wird kommen. Das war uns schon relativ früh klar, genau genommen an Silvester selbst. Silvester 2014/ 2015 war – sagen wir mal so – ein Albtraum. Dabei fing alles so gut an.
Jährlich grüsst das Murmeltier
Wir haben uns auf den Weg zu meinen Eltern gemacht. Dort feiern wir jedes Jahr gemeinsam Silvester und dort wird auch nie viel geknallt.
An besagtem Abend gingen die ersten Böller schon so gegen 19 Uhr in die Luft. Lilly verabschiedete sich dann schon mal Richtung Untergeschoss. Gut zureden bringt bei ihr gar nichts. Die Angst wird dadurch noch verstärkt. Ignorieren ist beim Punktehund eher angebracht. Ein Glück, dass sie im Untergeschoss war, so blieb wenigstens mir das Elend erspart – ehrlich gesagt leide ich nämlich immer ganz schön mit.
Dann schlug es Mitternacht und es wurde geknallt. Und geknallt. Und geknallt. Ganz ehrlich, so viel wurde in den ganzen letzten Jahren nicht geknallt und ich wäre, gemeinsam mit Lilly, fast wahnsinnig geworden. Moment, wir wurden wahnsinnig.
Lilly zitterte und hechelte so heftig, dass ich jeder Zeit mit akutem Herzversagen rechnete. Ich habe versucht sie mit Tricks etwas abzulenken, aber das half auch nur kurzfristig. An Schlaf war nicht zu denken. Bis 5 Uhr morgens. Dann sind wir beide vor Erschöpfung auf dem Sofa eingeschlafen.
Auch in den darauf folgenden Tagen war nicht an Entspannung zu denken. Sobald es dunkel wurde, wollte Lilly nur noch ins Untergeschoss, sich verkriechen. Noch mal schnell in den Garten wurde zum reinsten Horrortrip. Erst nach etwa ein bis zwei Wochen wurde Lilly wieder normal. Und ich machte mir immer mehr Gedanken darüber, wie wir das nächste Silvester überstehen sollten.
Wie kann ich meinem Hund beistehen?
Ich will hier weg. Das war meine erste Option. Wir fahren einfach irgendwo hin, wo knallen verboten ist. Um auf der sicheren Seite zu sein, habe ich zwei CDs geordert, eine mit Knallgeräuschen, um Lilly an Böller aller Art zu gewöhnen und einmal eine CD mit klassischer Musik, abgestimmt auf Hunde, zur allgemeinen Beruhigung.
Die CD mit der klassischen Musik haben wir in den folgenden Monaten rauf- und runtergehört und ich muss sagen, sie hatte in der Tat eine beruhigende Wirkung auf den Punktehund und uns ;-).
Die Geräusche-CD liegt bis heute original verpackt in der Schublade. Ich traue mich einfach nicht. Zu gross ist die Sorge, dass der Schuss *hahah* nach hinten losgeht. Einen Urlaub im Panic Room haben wir bislang auch nicht gebucht und das wird wohl auch so bleiben.
Lilly ist nicht der einzige Hund, der Probleme mit Silvester hat. Ganz im Gegenteil, die meisten Hunde verstehen die Welt nicht mehr, wenn der Himmel plötzlich hell erleuchtet ist, von der lauten Geräuschkulisse mal ganz zu schweigen. Was kann man also tun, um dem Hund den Jahreswechsel so angenehm wie möglich zu gestalten?
Im Sommer hat Lilly zusätzlich noch grosse Angst vor Gewittern entwickelt, sodass wir schon mal einen kleinen Vorgeschmack hatten. Und, wir haben Gewitter-Globulis getestet. Und in der Tat, diese helfen Lilly.
Die Angst verschwindet zwar nicht komplett aber Lilly wird deutlich ruhiger und kann den Umständen entsprechend wenigstens etwas entspannen. Zudem habe ich festgestellt, dass es Lilly hilft Intelligenzspiele zu lösen. Sie steht total auf diese Spiele und ist auch beim stärksten Gewitter voll bei der Sache.
Der Plan für das kommende Silvester mit Hund
Unser Plan für Silvester 2015 / 2016 sieht also so aus, dass der Punktehund alle 10 Minuten eine Ladung Globulis in die Schnute geschoben bekommt und wir zusätzlich einen Haufen Intelligenzspiele lösen werden. In Dauerschleife. Trotzdem habe ich Sorge und habe Lilly eine Box bestellt. Quasi eine Höhle, einen Rückzugsort, wenn ihr alles zu viel wird.
Einen Ort, an dem sie sich wirklich beschützt fühlt. Wenn es gewittert verkriecht sich Lilly gerne unter einer Decke, so kam ich auf die Idee mit der faltbaren Box. Wir haben die Box Mitte November in unserem Wohnzimmer aufgestellt und Lilly langsam daran gewöhnt. Mit Käse & Co. geht hund doch gleich viel lieber in so eine Box. Und schon ein paar Tage später, ich sass gerade am Esszimmertisch, ist Lilly das erste Mal freiwillig in ihre Box gegangen und hat dort ihr Mittagsschläfchen gemacht. Wir haben es also geschafft und die Box wurde vom Punktehund als kuscheliger Rückzugsort akzeptiert.
Wenn man also einen Vierbeiner hat, der Angst vor lauten Geräuschen und somit auch vor Silvester hat, dann hilft es ihm am meisten, wenn er die Nacht in seiner gewohnten Umgebung, in einem ruhigen Umfeld verbringen kann. Globulis oder sogenannte Rescue-Tropfen können ebenfalls beruhigend auf den Hund wirken. Wenn der Vierbeiner noch gut ansprechbar ist, hilft es oftmals auch, ihn einfach aus der Angst herauszuholen und ihm eine Alternative, in Form von einem Spiel anzubieten oder einfache Tricks abzufragen.
Wir fühlen uns auf jeden Fall für dieses Silvester gut vorbereitet und wünschen allen Hunden einen – am besten – knallfreien Jahreswechsel.“