Feiertagshektik
Gina liegt in der hintersten Ecke unter dem Sofa. Die Hundedame macht sich ganz klein. Sie zittert. „Gina komm her. Es gibt Futter“, rufe ich lockend. Doch sie blinzelt nur kurz und schliesst dann wieder die Augen. Seit mehreren Stunden sitzt meine Hündin nun schon da hinten und kommt nicht mehr hervor. Jegliche Versuche sie unter der Couch hervorzulocken sind gescheitert. Kein Wunder, denn draussen knallt es und kracht es. Wie jedes Jahr zu Silvester. Selbst Gassi gehen ist seit zwei Tagen beinahe unmöglich. Schon lange vor dem eigentlichen Fest werden die ersten Böller geworfen. Silvester ist für die Menschen einer der aufregendsten Tage im Jahr, jedoch der Schlimmste für meinen Cocker Spaniel.
Welcher Tierbesitzer kennt das nicht. Was für uns Menschen eine der schönsten Zeiten des Jahres ist, bedeutet für unsere tierischen Freunde puren Stress. Ist Weihnachten nicht ein Moment der Familie, der Besinnung und Ruhe? Durch die vielen Aufgaben rund um Weihnachtsbaum und Feiertagsbesuch werden die ursprünglich zur Entspannung gedachten Tage oft zu einem hektischen Fiasko. Das bekommen auch die Vierbeiner zu spüren. Ungewohnte Menschen, Lärm und Aufregung lassen die Festtage für das Haustier oft besonders stressig werden. Hunde hören etwa viermal so gut wie Menschen. Katzen haben sogar ein noch feineres Gehör. Kein Wunder, dass sich Hundedame Gina hinter dem Sofa verkriecht und das, obwohl alle Fenster des Hauses verschlossen sind. Das muss nicht sein. Jeder Tierbesitzer kann Vorkehrungen treffen, um seinem Haustier die ohrenbetäubende Zeit etwas zu erleichtern.
Lärmschutz
Der optimale Lärmschutz fängt in den eigenen vier Wänden an. Deshalb sollte man als Tierhalter selbst nicht knallen oder lärmen. Hund, Katze und Kaninchen freuen sich zudem über einen Rückzugsort, an dem es ruhig und gemütlich ist. Auch wenn Gina nicht zu dieser Sorte gehört. Eingepfercht hinter der Couch zu hocken, ist für sie wohl die beste Methode. Wenn verängstigte Tiere sich so extrem verhalten, ist es am besten, wenn man so viel Normalität wie möglich erzeugt. Dazu gehört die Fütterung zu den gewohnten Zeiten und regelmässige Streicheleinheiten.
So bekommen tierische Mitbewohner genau die Sicherheit, die sie benötigen. Meistens leiden Herrchen und Frauchen mit ihrem Haustier und sind froh, wenn die letzte Nacht des Jahres vorbei ist. Selbst beim gemeinsamen Anstossen um Mitternacht geht einem die Sorge um Hund oder Katze nicht aus dem Kopf. In besonders schwierigen Fällen bieten einige Ärzte auch Beruhigungsmittel für Hunde an. Diese sind aber erst notwendig, wenn das Tier die Nahrung verweigert, Durchfall bekommt oder sich erbricht. Auch beim Gassigehen ist Vorsicht geboten. Denn gerade Hunde verletzen sich zu Silvester gehäuft. Wenn trotz aller Vorsicht etwas passiert, dann muss ein Arzt aufgesucht werden.
Rückzugsorte schaffen
Viele Welpen können bereits in ihrer Prägungsperiode (8. bis 14. Lebenswoche) lernen, solche Erfahrungen zu bewältigen. Doch auch ältere Hunde kann man für laute Geräusche sensibilisieren. Dies ist mit viel Arbeit und Disziplin verbunden. Wer Katzen als Haustiere hat, sollte seinen Stubentiger zu Silvester besser in die eigenen vier Wände holen. Die sensiblen Tiere reagieren verschreckt auf Böller und Raketen. Im schlimmsten Fall irren sie draussen umher und finden nicht mehr nach Hause. Ein dunkler und gemütlicher Platz ist ein schöner Rückzugsort für die laute Nacht. Käfige von Nagetieren oder Kanarienvögeln sollten zu Silvester mit einem Tuch oder einer Decke verhangen werden, damit sie sich sicher und geborgen fühlen. Meerschweinchen und Hasen kann man gegebenenfalls in den Keller bringen, wo es nicht so laut wird.
Die Angst der Tiere ist nicht ganz unberechtigt, denn schliesslich dienten die Explosivstoffe ursprünglich der Abwehr militärischer Gegner. Feuerwerkskörper sollten Angst und Schrecken verbreiten. Dem Brauch zufolge verschrecken sie zu Silvester die bösen Geister der vergangen zwölf Monate, damit diese nicht mit ins neue Jahr genommen werden. Um aber in Zukunft nicht unsere lieben Haustiere allzu sehr zu verängstigen, ist es sinnvoll, die Tipps und Tricks anzuwenden. Somit überstehen auch unsere Vierbeiner und Vögel eine Nacht, die eigentlich nur den bösen Geistern Furcht einjagen soll.