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Berufstätige Mütter und Burnout

5 Tipps gegen Burnout

Berufstätige Frauen, die Familie und Beruf unter einen Hut bekommen müssen, sind oftmals einer grossen Belastung ausgesetzt. Burnout trifft deshalb immer häufiger Frauen mit Kindern.

Diagnose Burnout – ein soziales Phänomen

Das Phänomen Burnout kennt man seit den 1970er-Jahren und wurde erstmals bei Angehörigen sozialer Berufe wahrgenommen. Es meint die völlige emotionale und körperliche Erschöpfung. Diesen Erschöpfungszustand hat die Naturärztin Elké Richter-Diehl aus der Schweiz selbst durchgemacht.

 

Vor vier Jahren wurde bei ihr die Diagnose Burnout festgestellt. Anschliessend war sie über einen längeren Zeitraum hinweg nicht mehr arbeitsfähig. Immer wieder kamen Menschen mit der Frage „Was hast du denn eigentlich?“ auf sie zu. Doch sie konnte darauf keine passende Antwort geben.

 

Burnout ist ein Zustand, der zumeist durch Stress ausgelöst wird. Viele Betroffene haben ein maximales Leistungsstreben und wollen die hohen Erwartungen ihrer Umwelt erfüllen. Dabei missachten sie die ersten körperlichen Anzeichen einer Überforderung, was schliesslich in ein Burnout münden kann.

Berufstätige Mütter sind besonders gefährdet

Berufstätige Mütter sind einer besonderen Gefahr ausgesetzt. Elké Richter-Diehl weiss: „Den Müttern wird in der Werbung immer die perfekte Ehefrau mit dem perfekten Ehemann, den perfekten Kindern und dem perfekten Haushalt suggeriert und vorgegaukelt. Daher ist es für uns Frauen und Mamas nicht immer so einfach zuzugeben, dass wir oftmals mit unseren Aufgaben überfordert sind.“ Das Streben nach Perfektion und Anerkennung treibt etliche Mütter in die Enge.

 

„Wir Frauen sind doch im Beruf weitgehend benachteiligt und möchten natürlich zeigen, wie gut wir wirklich sind. Dazu gehört auch die Anerkennung unserer Arbeit, sei es durch Beförderung und/oder das Gehalt. Da wir oftmals in einer sogenannten ‚be-perfect-Falle‘ stecken, geben wir mehr als 100 Prozent unserer Leistungen“, erklärt die Naturärztin die Umstände. „Da wir Frauen zudem dazu neigen, viele Dinge auf einmal zu erledigen, kann das für Kopf und Körper zusätzlichen Stress bedeuten. Da haben es die Männer oft einfacher, weil sie sich leichter auf nur eine Sache konzentrieren können oder müssen.“

Dreifachbelastung: Beruf & Familie & Haushalt

Frauen sind also oftmals einer besonderen Belastung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ausgesetzt. Elké Richter-Diehl weiss genau, wovon sie spricht: „Das ‚Wie bekomme ich alles unter einen Hut?‘ ist das Entscheidende. Nach einem Arbeitstag ausserhalb von Haus und Familie folgen weitere Arbeitsstunden innerhalb der Familie. Vom Einkaufen, kochen, Wäsche waschen, Haushalt erledigen bis hin zur Hausaufgabenbetreuung und Zuhören bei Problemen: das sind alles Dinge, um die es sich zu kümmern gilt. Und sollte eine Frau dann noch dazu neigen, alles alleine erledigen zu wollen, ist die Erschöpfungsgrenze schnell erreicht. Und zum Schluss steht noch die Frage ‚Wann werden die Bedürfnisse der Frau abgedeckt?‘; sei es zum Kaffeeklatsch, Sport oder einfach mal nichts tun.“

Die Schnelllebigkeit hat ihre Folgen

Die Schnelllebigkeit in Beruf und Alltag – ein markantes Merkmal der heutigen Zeit – macht vielen Menschen zu schaffen. „Früher waren die Mütter auch berufstätig, aber anders. Nach einem harten Arbeitstag, z.B. auf dem Acker, waren sie auch erschöpft. Aber: Die heutige Zeit ist geprägt vom Schnell-Leben! Nichts geht mehr rasch genug. Schnell wird mit der Wertung ‚Gut‘ assoziiert. Zu diesem Zeitdruck kommen all die technischen Geräte der modernen Kommunikation hinzu, vom Smartphone oder Tablet-PC bis zum Internet. Diese ‚Allzeit-Bereit-‚ und ‚Erreichbarkeit-Funktion‘ ist ein Stress, dem irgendwann nicht mehr Stand gehalten werden kann.“

 

Elké Richter-Diehl hat sich auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen mit der Thematik auseinandergesetzt und möchte nun mit Ihrem kürzlich erschienenen Buch insbesondere berufstätigen Müttern zur Seite stehen. In „Wenn Mama nicht mehr kann“ stellt die Autorin und Naturärztin ein 14 Tage-Programm gegen Burnout vor: „Jede noch so grosse Reise beginnt mit dem ersten Schritt, und genau dieser erste Schritt ist mein 14-Tage-Programm. Dieser 14-Tage-Plan ist keine Garantie, dass man danach dem Burnout entronnen ist. Es ist aber eine Hilfe zur Selbsthilfe und führt Schritt für Schritt durch das gut strukturierte Programm. Klienten, die das Programm durchgemacht haben, berichteten mir von einer merklichen Veränderung ihres Zustandes. Nach diesen zwei Wochen war einigen klar, wohin der Weg nun führt; sei es ein Klinikaufenthalt, eine Kur oder einfach nochmals ein paar Wochen Ruhe. Auch Nicht-Betroffene können sich den Aufgaben widmen, um gewisse Stress-Faktoren schon vor deren Entstehung auszuschalten.“

Diese 5 Tipps gibt die Ärztin gegen Burnout mit auf den Weg

1. Der Stressspirale entweichen

Bevor Sie beginnen, den Stress zu analysieren, und damit Gefahr laufen, hierdurch wiederum in den Stressstrudel zu gelangen, ist es wichtiger, dieser Spirale zunächst zu entkommen. Wenn Sie nachts nicht mehr schlafen können, sollten Sie tagsüber Entspannungsübungen in den Alltag einbauen. Um sich zu beruhigen, sind hier z.B. der 15-Minuten-Powerschlaf sowie auch Atemübungen sehr hilfreich. Die Entspannungen müssen auf jeden Fall die Anspannungen überwiegen.

 

2. Hilfe suchen – Hilfe annehmen

Hilfe zu suchen ist einfacher als Hilfe anzunehmen. Das Annehmen dieser Hilfe ist aber elementar, denn es lastet dann nicht mehr alles auf den eigenen Schultern. Damit wird auch der Kontakt zur Aussenwelt bewahrt und die sozialen Bande können gepflegt werden. Unterstützung beim Burnout gibt es unter anderem bei Fachärzten und –Kliniken, Therapeuten und soziale Stellen (Familienhilfen), wo entsprechende Massnahmen ergriffen werden.

 

3. Sich selbst ernst und wichtig nehmen und Zeit geben

Eine Erschöpfung ist immer ernst zu nehmen. Dabei kommt es nicht darauf an, dass man sich an anderen Personen / Müttern misst. Es ist nicht wichtig, wie viele Kinder Sie haben, wie viel Arbeit Sie verrichten müssen, sondern die Tatsache, dass einfach alles zu viel wird. Einfach nur mal dasitzen und nichts tun. Zuerst mal fünf, dann zehn Minuten, und langsam steigernd üben. Haushalt etc. einfach mal sein lassen und sich mit sich selbst verabreden. Was kann denn wichtiger sein, als die eigene kurze ‚Auszeitinsel‘?

 

4. Wiedereinstieg in den Alltag /Job planen

Es ist wichtig, den Wiedereinstieg nach einer Auszeit oder Klinik/Kur in den ‚ganz normalen‘ Alltag oder Job zu überdenken und unbedingt zu planen/strukturieren. Wie lief es vorher ab, was muss geändert werden, was sind die Wünsche, wie lässt sich was verwirklichen? Oder soll einfach mal alles ganz anders werden?

 

5. Positive Denkmuster entwickeln

Da Ängste und Sorgen oft aus negativen Denkmustern herführen, ist es sinnvoll, diese in positive Denkprozesse umzuformen. Anstelle eines ‚Ich muss noch schnell telefonieren, einkaufen etc.‘ kann auch der Satz stehen ‚Ich werde noch ein Telefonat führen, einkaufen …‘! Die eher stressbereichernden Füllwörter wie schnell, kurz, rasch, hurtig etc. können Sie getrost aus Ihrem Wortschatz streichen. Kleine Änderungen führen auch hier zu grossen Wirkungen.

 

Weitere Informationen dazu finden Sie unter: http://www.lob-magazin.de/magazin/ich/465-wenn-mama-nicht-mehr-kann.html

 

Tipp für Angehörige

Nehmen Sie unbedingt die Symptome und Sorgen einer Betroffenen Ernst und fragen Sie nicht: ‚Was hast du denn eigentlich?‘ Eine psychische Erschöpfung wie ein Burnout ist genauso ernst zu nehmen wie eine organische Erkrankung. Bieten Sie Ihre Hilfe an, werfen Sie sozusagen den Ball zu und warten Sie ab, bis dieser wieder zurückgeworfen wird. Sollte es zu lange dauern, ergreifen Sie die Initiative, drängen Sie aber nicht.

 

Über Elké Richter-Diehl:

Elké Richter-Diehl

 

Elké Richter-Diehl agiert als Expertin für LOB – die Zeitschrift für berufstätige Mütter und Väter.

 

Elké Richter-Diehl (*1967 in Karlsruhe) ist Diplom-Naturärztin mit Schwerpunkt Psychologie/NLP und Komplementärmedizin. Nach 17-jähriger Berufserfahrung in der eigenen Praxis erkrankte sie selbst am Burn-out-Syndrom, aus dem sie Schritt für Schritt wieder in den Alltag zurückfand. Ihr Anti-Burn-out-Programm setzt sie seither erfolgreich bei Betroffenen ein. Sie lebt mit ihrer Familie in der Schweiz.

www.praxis-richter.ch

 

 



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