Der Wunsch nach einer Reduktion der Arbeitsstunden oder nach mehr Verantwortung kann bei jeder/m Arbeitnehmer*in entstehen. Auch Mütter im Job müssen oder wollen ihren Berufsalltag hin und wieder justieren. Ein Gespräch mit der Abteilungsleitung ist der Schlüssel zum Erfolg und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wir sprachen mit Katrin Seifarth, Coach und Expertin für die Karriere von Frauen, über die Anliegen von Müttern im Beruf.
Die Basis: Vorurteile adé
Berufstätige Mütter können die Vorurteile am Arbeitsplatz am besten selbst aus dem Weg räumen. Dafür sollten sie laut Seifarth, zuerst im eigenen Kopf anfangen. „Denn wenn wir selbst glauben, als Mütter Arbeitnehmer zweiter Klasse zu sein, dann strahlen wir das auch aus.“
Sie rät zur Flucht nach vorn: „Denken Sie, dass Sie etwas ganz Besonderes sind und so viel mehr können als andere, da Sie nicht nur beruflich top sind, sondern auch noch die ganze Familie schmeissen. Wenn Sie diesen Gedanken in sich tragen, strahlen Sie ihn auch aus und Vorurteile werden gar nicht erst entstehen. Die grössten Vorurteile haben Sie sicher selbst.“
Speziell in Arbeitsgesprächen rund um die Karriereplanung empfiehlt die Expertin, die Elternschaft nicht zu thematisieren. „Wieso sollten Sie?“, fragt Seifarth. „Was hat das mit Ihrer Arbeit und Aufgabe zu tun? Ein Vater thematisiert das ja auch nicht.“ Ausschlaggebend bei jeder Arbeit ist letztlich Ihre Leistung, vielleicht Empathie und Begeisterung für Job und Team.
Die Vorbereitung auf das Arbeitsgespräch
Belesen Sie sich in Vorbereitung auf das Gespräch mit Ihrer Vorgesetzten oder dem Chef bezüglich der rechtlichen Rahmenbedingungen. Hier sollte auch die Personalabteilung Ihres Unternehmens auf vertrauliche Weise weiterhelfen können.
Werden Sie sich dann klar, welches Arbeitszeitmodell zu Ihnen und Ihrer Familie passt und, welches Ihre persönlichen, beruflichen Ziele auf dem Weg zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind. Auf jeden Fall sollten Sie eine Liste der Aufgaben in Ihrer aktuellen Position mit ins Gespräch nehmen, die Ihnen als Grundlage für die Argumentation Ihrer Wünsche dient.
Im Folgenden schildert Katrin Seifarth für drei typische Wünsche von „Working Moms“ ein angemessenes Verhalten im Arbeitsgespräch.
1. Ich möchte mehr Verantwortung
Auch hier ist Ausstrahlung das wichtigste Mittel, so Seifarth: „Strahlen Sie aus, dass Sie mehr Potenzial haben. Wenn Sie selbst denken, Sie müssen sich als Mutter mit der zweitbesten Lösung zufrieden geben, werden Sie immer die zweitbeste Lösung bekommen. Dafür ist die Konkurrenz am Arbeitsmarkt zu gross. Sagen Sie deutlich, welche weiteren Aufgaben Sie sich vorstellen und belegen Sie mit Fakten, warum Sie dafür geeignet sind, z.B.: ‚Ich möchte die Team-Leitung übernehmen. Meine Führungskompetenz habe ich bereits bei dem Projekt A oder B erfolgreich unter Beweis gestellt.‘“
2. Ich möchte kürzer treten
„Gute Arbeit ist nicht an eine Vollzeitstelle geknüpft, auch wenn dieser Trugschluss noch in vielen Köpfen steckt“, meint Seifarth. Sie betont, dass das Timing für Gespräche über Teilzeit essentiell ist: „Solche Gespräche sollten Sie am besten führen, bevor Sie in den Mutterschutz gehen, denn dann sind Sie noch mit Ihrer vollen Leistung in allen Köpfen präsent.“
Für das Arbeitsgespräch sollten Sie sicherstellen, nicht aus Ihrer Sicht zu argumentieren, „denn dann entsteht schnell der Eindruck, dass Sie nicht mehr Vollgas geben“, weiss Seifarth. Statt zu unterstreichen, dass Sie mehr Zeit für Ihr Kind brauchen, sollten Sie aus Sicht des Arbeitgebers argumentieren. Fragen Sie sich, „welche Rolle Sie inne haben, wofür Sie bezahlt werden und inwiefern Sie dies auch in anderen Rahmenbedingungen leisten können.“ Expertin Seifarth erklärt dies anhand der möglichen Argumente einer Kundenbetreuerin: „Ich habe im Homeoffice feste Zeiten, zu denen ich sämtliche Kunden genauso wie heute in Ruhe und in voller Qualität betreuen kann. Dies ist sichergestellt.“
Sollten Sie dieses Arbeitsgespräch mit Ihrem/r Chef*in im Vorfeld der Elternzeit nicht geführt haben, empfiehlt Seifarth, zunächst in die womöglich unterschwellig vereinbarte Vollzeit zurückzukehren. Bei einen Vollzeit-Wiedereinstieg sollte natürlich für die entsprechende Kinderbetreuung gesorgt sein. Vor Ort und, wenn Sie sich bewährt haben, so Seifarth, können Sie das neue Modell besser diskutieren als aus dem Mutterschaftsurlaub oder Mutterschutz heraus. Und: „Oft stellen Mütter dann auch fest, dass ihnen das Vollzeit-Arbeiten gefällt und ihre Ängste unbegründet waren. Nicht nur eine Teilzeitmutter ist eben eine gute Mutter. Es gibt viele tolle Vollzeit berufstätige Mütter.“
3. Ich möchte mehr Geld
„Der Wunsch nach mehr Geld sollte immer an die eigene Leistung und nicht an die eigene Situation geknüpft sein“, unterstreicht Frau Seifarth. „Die Herangehensweise ‚Ich brauche mehr Geld, weil ich jetzt eine Familie habe‘ ist eine schlechte Argumentation. Besser ist: ‚Ich habe in den letzten Monaten x und y erreicht. Ich habe meinen Verantwortungsbereich kontinuierlich ausgeweitet und dafür sollte ich auch entsprechend entlohnt werden‘. Zeigen Sie also immer auf, was Sie konkret für das Unternehmen tun. Es ist ein Geben und Nehmen.“
Zur Person Katrin Seifarth
Katrin Seifarth liess sich nach einer 9-jährigen Management-Karriere bei einem Konsumgüterunternehmen zum systemischen Coach und NLP Master ausbilden. Als Mutter zweier Kinder sind ihre Schwerpunktthemen „Spagat zwischen Familie und Beruf“ sowie „Karriere bei Mann oder Frau“. In vielen Trainings und Coachings und bei sich selbst beobachtete sie, wie Frauen und vor allem Mütter sich immer wieder selbst limitieren. In ihrem Buch „Aus den Hemmschuhen in die Stöckelschuhe“ hat sie ihre Erfahrungen zum Selbst-Coaching dokumentiert. www.in-die-stoeckelschuhe.de
Danke….. Für diese Super Typs sehr hilfsreich