Pflege-besprechen

Pflege im Alter früh besprechen

Pflege sollte Familienthema sein

Ab einem Alter von 60 Jahren sollte im Familienkreis idealerweise darüber gesprochen werden, wie sich die älteren Familienmitglieder ihr Leben im Alter vorstellen.

Nach dem Empfinden vieler Familien setzen Experten den Zeitpunkt zur Auseinandersetzung mit dem Thema Pflege mit dem 60. Geburtstag relativ niedrig an. Doch spätestens in diesem Alter sollte man sich mit Pflegeoptionen gründlich auseinandergesetzt und seine Vorstellungen für den Lebensabend mit der Familie geteilt und besprochen haben. Denn immer häufiger sind Menschen bereits in ihren 60ern oder auch noch früher von schwerwiegenden Erkrankungen, wie Schlaganfällen oder Herzinfarkten, betroffen. Wir zeigen, wie die verschiedenen Familienmitglieder mit dem eher heiklen Thema „Pflege im Alter“ umgehen und wie Sie dieses am besten in der Familie besprechen.

Pflege aus Sicht der (Enkel-)Kinder

Die Jüngeren in der Familie sprechen die Pflegebedürftigkeit ihrer älteren Angehörigen meist nur ungern an, weil sie sich beispielsweise scheuen, Ihren Eltern oder Grosseltern sagen zu müssen, dass sie diese eventuell nicht pflegen können oder möchten. Deshalb ist es für die jüngere Generation wichtig, schon Jahre im Voraus z.B. durch mehrere kurze Gespräche herauszufinden, welche Vorstellungen und Wünsche die älteren Familienmitglieder für ihre Zukunft haben. Sie sollten dabei stets das Gefühl vermitteln, die Pflege der Angehörigen auf jede ihnen mögliche Weise mittragen zu wollen, auch wenn sie nicht persönlich für den oder die Betroffenen da sein können.

Als Rahmen für das Besprechen der Pflege im Alter eignet sich z.B. ein gemeinsames Familienessen oder die „Einberufung eines Familienrates“ – mit einem Moderator, dem alle Anwesenden vertrauen. Vermeiden Sie, derartige Gespräche bei grossen Anlässen oder Familienfeiern zu führen! Denn dies geht meistens nach hinten los. Das sensible Thema sollte stattdessen behutsam und in aller Ruhe angegangen werden. Lassen Sie während des Gesprächs zunächst die Älteren ihre Wünsche äussern, bevor Sie selbst zu Wort kommen und Ihre Vorstellungen, Bereitschaft und Möglichkeiten der Unterstützung vortragen.

Pflege aus Sicht der (Gross-)Eltern

Die Mehrheit der Menschen befasst sich äusserst ungern mit dem Lebensende und möglichen Folgeerescheinungen – so auch mit dem Thema der Pflegebedürftigkeit. Viele befürchten zudem eine Zurückweisung seitens der Familie. Es ist deshalb mehr als verständlich, dass ältere Angehörige, Gespräche über ihre eigene Pflegebedürftigkeit vermeiden. Doch gehen Sie als Familienmitglied (mittleren Alters) nicht davon aus, dass sich alles von allein regelt… Es geht schliesslich auch um Ihre Lebensumstände und Aufgaben, die sich im Zuge einer Pflegebedürftigkeit eines älteren Angehörigen für Sie ändern.

Viele Senioren wollen ihren Angehörigen einfach nicht zur Last fallen und glauben, es reicht, für den Fall der Fälle ein paar schriftliche Verfügungen in der Schublade zu haben. Doch Pflege will geplant sein! Ältere Familienmitglieder sollten folglich immer wieder mit ihren Nachkommen das Gespräch zum Thema Pflege suchen, um später nicht mit einer Notlösung leben zu müssen. Animieren aber auch Sie Ihre älteren Verwandten immer wieder aufs Neue, über eine mögliche Pflegebedürftigkeit und damit verbundene Massnahmen zu sprechen.

Das Problem der Verdrängung

Sicherlich ist die Pflegebedürftigkeit ein allseits schwieriges Thema, welches in den meisten Familien nur allzu gern verdrängt wird. Es ist wirklich erstaunlich, dass viele Familien bei so wichtigen Lebensentscheidungen eine Menge dem Zufall überlassen und sich erst mit dem Thema auseinandersetzen, wenn es quasi schon brennt. Dabei betrifft das Problem im fortgeschrittenen Alter fast Jeden! Die Pflegezeit liegt durchschnittlich bei acht Jahren – eine Phase, die auch seitens der Kinder und anderer Angehöriger häufig unterschätzt wird. Oft sind erste Einschränkungen im Alltag bereits nach einem Klinikaufenthalt im Rentenalter zu spüren und es muss dann schnell eine Lösung her. Diese ist jedoch nur selten optimal.

Zu den Möglichkeiten verbesserter Lebensumstände im Alter gehört laut einer Studie der GfK Marktforschung vor allem der Erhalt des eigenen Wohnraums. Dies hat für rund 50 Prozent der durch die GfK befragten Erwachsenen oberste Priorität. Ein altersgerechter Umbau der eigenen vier Wände oder der Einsatz eines Pflegedienstes könnten frühzeitig besprochen werden – oder aber auch die Option, später in die Nähe der Kinder zu ziehen. Andere Möglichkeiten der Seniorenbetreuung sind ein Umzug in eine Altenpflegeeinrichtung, eine Senioren-WG, ein Mehrgenerationenaus oder die Pflege im Ausland. Was auch immer zu Ihren älteren Verwandten passt, wichtig bleibt letztendlich: Besprechen Sie die Pläne für den Eintritt in die Pflegebedürftigkeit so früh wie möglich – bleiben Sie aber auch flexibel, falls sich die Vorstellung der lieben Verwandten über die Jahren verändert.



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