Viele Deutsche kümmern sich um pflegebedürftige Angehörige, meist die eigenen Eltern. Die Verantwortung der Pflege unter den Geschwistern aufzuteilen, kann jedoch zum Streitthema werden, wenn Fragen wie „Wer macht was, wann und wie?“ nicht so einfach geklärt werden können. Wie sollte die Pflege organisiert werden und wo fängt man den Dialog überhaupt an? Um eine harmonische Zusammenarbeit unter Geschwistern zu erreichen, braucht es ein wenig Zeit, denn die Planung bedarf einiger Kompromisse. So können Sie Schritt für Schritt ohne viel Stress die Pflege Ihrer Liebsten organisieren.
1. Seien Sie vorrausschauend und reden Sie mit Ihren Geschwistern
Bevor der akute Pflegefall der eigenen Eltern eintritt, sollte man sich mit seinen Geschwistern im Vorfeld darüber unterhalten haben, wie man den Ernstfall gestaltet. Das kann helfen, in einer Krise mit kühlem Kopf zu reagieren. Es reduziert Konfliktpotential und gibt Sicherheit. Wenn Sie mit Ihren Geschwistern über den Pflegefall der Eltern sprechen wollen, halten Sie das Gespräch anfangs möglichst simpel und involvieren alle Geschwister. Am besten planen Sie ein Treffen, an dem jeder persönlich und nicht nur via Telefon teilnehmen kann. Wenn Sie nicht in derselben Stadt wohnen, nehmen Sie doch das nächste Familienfest als Anlass, das Gespräch zu vereinbaren – vorausgesetzt, Sie haben genug Privatsphäre und Zeit für dieses Thema. Ziel ist es, eine Team-Mentalität mit Ihren Geschwistern zu entwickeln. Natürlich können weitere enge Verwandte miteinbezogen werden.
2. Berücksichtigen Sie die Bedürfnisse Ihrer Eltern
Nehmen Sie sich Zeit darüber nachzudenken, was den Bedürfnissen Ihrer Eltern entspricht und wie man diese am besten abdecken kann. Behalten Sie stets im Kopf, dass es sich nicht nur um eine einzelne Konversation handelt, sondern um einen kontinuierlichen Dialog zwischen Ihnen, Ihren Geschwistern und Ihren Eltern. Je mehr Vertraute eingeweiht sind, desto besser. Denn jede Person erkennt unterschiedliche Dinge, die wichtig sind und deckt vielleicht noch nicht betrachtete Bereiche auf.
3. Beziehen Sie Ihre Eltern mit ein
Sprechen Sie so früh wie möglich mit Ihren Eltern, um deren Input in der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Diesen Schritt sollten Sie so sensibel wie möglich gestalten und vielleicht einen engen Freund der Familie oder den behandelnden Arzt zurate ziehen. Möglicherweise reagieren die Eltern kooperativer, wenn es nicht nur die eigenen Kinder sind, die das Thema ansprechen.
4. Aufteilen der Aufgaben und Verantwortungen
Sobald mit den Eltern gesprochen wurde und deren Bedürfnisse klar formuliert sind, können die Verantwortlichkeiten in der Familie verteilt werden. Abhängig von persönlichen Fähigkeiten, Zeitkapazitäten und Interessen. Zum Beispiel sollte eine Person verantwortlich für Verträge und sonstige Formalitäten sein, um Verwirrungen zu vermeiden. Der Fahrdienst unter den Geschwistern kann jedoch monatlich rotieren. Vergessen Sie nicht, auch die Enkelkinder mit einzubeziehen. Vielleicht möchten Ihre Kinder auch gerne ihren Teil beitragen und sich um Opa oder Opa kümmern, indem sie kleinere Botengänge oder Erledigungen übernehmen. Das kann den Kindern wertvolle Erinnerungen geben und den Familienzusammenhalt stärken.
5. Planen Sie die Kommunikation
Terminieren Sie regelmässige Telefonate, Skype-Besprechungen oder persönliche Treffen mit Ihren Geschwistern – auch wenn es nur ein paar Minuten sind. Das stärkt den Zusammenhalt zwischen den Pflegenden und eignet sich optimal für den Erfahrungsaustausch. Seien Sie dabei immer ehrlich, offen und direkt. Wenn Sie überfordert sind oder Ihnen bestimmte Dinge missfallen, sprechen Sie das so früh wie möglich an, um ein Aufstauen von Emotionen zu vermeiden.
6. Unterstützen Sie sich gegenseitig bei der Betreuung
Zu pflegen scheint manchmal ein undankbarer Job zu sein. Unterstützen Sie sich untereinander und motivieren Sie sich gegenseitig. Verstehen Sie auch, dass Ihre Geschwister Dinge mitunter anders angehen, als Sie es vielleicht tun würden und lernen Sie, das zu akzeptieren. Auch wenn es zu Streitigkeiten unter Geschwistern oder Pflegebeteiligten kommt, sollte das nicht die Qualität der Pflege Ihrer Eltern beeinflussen. Versuchen Sie, sich durch Meinungsverschiedenheiten nicht aus dem Konzept bringen zu lassen und konzentrieren Sie sich auf das, worauf es ankommt: die Pflege Ihrer geliebten Eltern!
7. Seien Sie flexibel
Vergessen Sie bei all der Planung nicht, dass es auch unvorhersehbare Ereignisse gibt, die den besten Plan durcheinanderbringen können. Seien Sie bereit, für Ihren Bruder einzuspringen, der einen Wochenendausflug machen möchte oder für den Fall, dass Ihre Schwester mit der Grippe im Bett liegt. Auch die Bedürfnisse Ihrer Eltern können sich ändern. Vielleicht hatte Ihre Mutter vorher keine Probleme mit den Einkäufen, braucht jetzt aber Unterstützung bei den Erledigungen. Seien Sie wachsam und gehen Sie auf die veränderten Bedürfnisse Ihrer Eltern entsprechend ein.
8. Sehen Sie ein, dass die Pflege nie gerecht aufgeteilt sein wird
Die Realität zeigt, dass bestimmte Verantwortungen einfach nicht vergleichbar sind. Vielleicht kann es auch vorkommen, dass ein Geschwisterkind sich gar nicht beteiligen möchte. Eventuell lassen sich Strategien oder Möglichkeiten finden, sie trotzdem mit einzubeziehen. Möglicherweise müssen Sie aber auch akzeptieren, dass Sie nicht die gewünschte Unterstützung von Ihren Geschwistern bekommen. Ein Seniorenbetreuer kann Sie unterstützen und Ihnen im Alltag unter die Arme greifen.