Gymnastik für die grauen Zellen
Wer sich geistig fit hält, ist im Alltag kreativer und flexibler. Egal, ob jung oder alt, jeder sollte seine Gehirnzellen regelmässig trainieren und so seine kognitiven Fähigkeiten verbessern. Viele Spiele können Eltern oder Babysitter während der Kinderbetreuung mit den Kindern spielen. Auch für Seniorenbetreuer, die sich regelmässig um ältere Personen kümmern, sind Denkspiele sehr gut geeignet und regen die grauen Zellen an. Gehirnjogging? Los geht´s!
Die Akademie für Kognitives Training nach Dr. med. Franziska Stengel in Stuttgart bevorzugt den Begriff „Kognitives Training“ bzw. „Gymnastik für die grauen Zellen“, da der umgangssprachliche Begriff „Gehirnjogging“, also die „schnelle Bewegung für die grauen Zellen“ sehr unklar ist und die Geschwindigkeit des Denkens zu sehr betont.
Dr. med. Sabine Ladner-Merz, die ärztliche Leiterin der Akademie für Kognitives Training und Autorin des Buches „Denk dich fit“, erklärt, wie sowohl Kinder als auch Erwachsene ihre grauen Zellen trainieren können. Die Therapeuten der Akademie arbeiten nach der sogenannten Stengel-Methode. „Dies ist ein gesundheitsorientiertes Training von Wahrnehmung, Konzentration, Informationsverarbeitung, Denken, Sprache und allen Gedächtnissystemen. Es wird also weniger auf die Geschwindigkeit als vielmehr auf die Qualität des Denkens Wert gelegt“, erläutert die ärztliche Leiterin, „wobei neue Studien zeigen, dass die Stengel-Methode die Denkgeschwindigkeit trotzdem signifikant steigert“.
Gehirnjogging mit Alltagsbezug
Dr. med. Sabine Ladner-Merz empfiehlt bei der Auswahl des Gehirnjogging auf wissenschaftlich fundierte Programme zurückzugreifen. „Sonst gibt man unnötig Geld aus und verbringt Zeit mit Dingen, die nicht wirken. Zu vermeiden sind Übungen, die einseitig nur bestimmte Denkleistungen trainieren und überdies keinen Alltagsbezug aufweisen (z. B. Sudoku). Solche Spiele schaden gesunden Menschen nicht, aber es gibt auch keinen Beweis irgendeiner Wirkung, erklärt die Ärztin.
Jeder sollte Gehirnjogging in seinen Alltag integrieren, sei es in Form von anregenden Gesprächen oder einfachen Knobelaufgaben. Denn wer nur Routine hat und sein Gehirn nicht mehr beansprucht, muss damit rechnen, dass seine Gedächtnisleistung, insbesondere im Alter, rapide abnimmt.
Folgende Denkspiele eignen sich für Gehirnjogging
Wortpaare neu bilden | Rathaus -> Hausfenster -> Fensterglas etc. |
Liederraten | z.B. Erkennen von Soundtracks bekannter Filme anhand der Melodie |
Anagramme | Buchstabenumstellung (Lampe – Ampel) |
Bilderraten | Memory |
Redewendungen | Morgenstund… -> Morgenstund hat Gold im Mund |
10 Minuten Gehirnjogging täglich halten geistig fit
Darüber hinaus betont Dr. med. Sabine Ladner-Merz, dass sowohl Spass als auch Neugierde an dem Gehirntraining wichtig seien. Ohne diese Eigenschaften wäre kaum ein Effekt zu erzielen. „Wenn ein Mensch neugierig ist, speichert er neue Informationen bedeutend effektiver ab. Ist der Mensch positiv gestimmt, kann er die besten Denkleistungen erbringen. Die Psychologen sprechen dann von einem „mittleren Aktivationsniveau“, das für Denken und Lernen optimal ist“, verdeutlicht die Expertin.
10 Minuten tägliche Gymnastik für die grauen Zellen reichen dabei schon aus, um ein positives Resultat zu erzielen, wie Ladner-Merz begründet: „Eine an der Akademie durchgeführte Studie über ein Vierteljahr mit Patienten, die an rheumatischen Erkrankungen litten, zeigte, dass die Durchführung von 1- 3 Übungen aus dem Stengel-Trainingsprogramm mit einem Zeitaufwand von ungefähr 10 Minuten täglich, effektiv war.“ Auch ein Gruppentraining einmal pro Woche über 60 Minuten war erfolgreich, bestätigt die Ärztin. „Es verbesserte nicht nur geistige Leistungen wie Gedächtnis, Denkgeschwindigkeit und sprachliche Fähigkeiten wie die Wortfindung, sondern auch das Selbstbewusstsein und die Befindlichkeit.“
Kognitives Training regt also nicht nur die grauen Zellen an, sondern kann zudem mit seiner nachweislich antidepressiven Wirkung auch das Wohlbefinden steigern.