Mobbing ist ein bitteres Phänomen, das an vielen Orten der Gesellschaft stattfindet und irrationale Gründe hat. Schulkinder kennen das Mobbing-Geschehen ebenfalls. Die meisten haben derartige Vorfälle schon mitbekommen oder waren als Opfer oder Täter involviert. Eltern und Erzieher fragen sich diesbezüglich häufig, wo Ursachen oder Gründe für Mobbing zu suchen sind.
Studie zu Erziehungsstil und Mobbing
Probleme in diesem Bereich sind nicht ausschliesslich Sache der Schule. Auch Eltern können ihren Teil dazu beitragen, das Mobbing-Risiko zu senken. Eine Studie an der britischen University of Warwick (The journal child abuse & neglect, 2013) um den Professor Dieter Wolke hat untersucht, inwiefern die elterliche Erziehung einen Einfluss darauf hat, wie Kinder mit Gleichaltrigen interagieren.
Grundsätzlich sinkt demnach das Risiko, dass ein Kind zum Mobbing-Opfer wird, wenn es eine emotional warme Erziehung geniesst, die dennoch klare Regeln beinhaltet. Kinder, die in einem realistischen Rahmen gefordert werden und ihre Eltern als immer ansprechbar wahrnehmen, sind besser in der Schule und haben weniger grosse Anpassungsschwierigkeiten. Grundstein für ein gesundes Selbstwertgefühl sind der Studie entsprechend eine Mischung aus offener Kommunikation und Beaufsichtigung.
Dennoch sind die Forscher der Studie vorsichtig mit generellen Aussagen. Sie analysierten insgesamt 70 Arbeiten mit über 200.000 involvierten Kindern und ermitteln mit diesem Vorgehen Tendenzen. Dabei wurden keine Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen gemacht und auch die Ausprägungen von Mobbing nicht differenziert.
Ursachen für ein höheres Mobbing-Risiko
Die Negativ-Tendenzen betreffen Kinder aus sehr strengem Elternhaus oder solche, die daheim vernachlässigt werden. Ein geringes Selbstbewusstsein, das Gefühl von Schwäche oder Hilflosigkeit und die Unfähigkeit, die eigenen Bedürfnisse auszudrücken, können ein Kind zu einem leichten Opfer machen. Kinder, die geschlagen oder angeschrien werden entwickeln ebenso ein höheres Aggressionspotenzial.
Umgekehrt erkannten die Psychologen auch in einer überfürsorglichen Erziehung eine mögliche Ursache, sich auf dem Schulhof nicht behaupten zu können. Sie vermuten, dass Kinder aus besonders behütetem Umfeld eventuell weniger autonom und durchsetzungsfähig sind.
Selbstredend sind diese Feststellungen stets nur auf eine Wirkungsrichtung bezogen. Wenn ein Kind gemobbt wird, kann es auch zuhause schwierig sein und Eltern vor erzieherische Herausforderungen stellen. Eltern, die ihr Kind aufmerksam beobachten und um das Mobbing wissen, reagieren möglicherweise mit übermässiger Besorgnis, was diese Studie durchaus beeinflusst haben kann.
Professor Wolke und sein Team betonen zudem, dass die Erziehung ein beeinflussender Faktor für Mobbing in der Schule sein kann, aber nicht muss.
