Was ist eine Wochenbettdepression?

Wie kann man feststellen, dass man unter Wochenbettdepression leidet? Unsere Experten stellen Ihnen eine Checkliste bereit, auf was Sie diesbezüglich achten sollten.

Sie haben gerade erst ein wunderschönes Baby zur Welt gebracht. Sie dachten, Sie müssten nun von Liebe, Glücksgefühlen und purer Freude erfüllt sein – aber das sind Sie nicht. Stattdessen sind Sie ausgelaugt, mürrisch und unglaublich traurig – Sie wollen einfach nur, dass dieses Baby aufhört, zu schreien. Wie kann sich das Muttersein denn bloss so anfühlen? Geht es jeder frischgebackenen Mutter so? Wie kann man feststellen, dass man an einer Wochenbettdepression (Postpartale Depression, kurz: PPD) leidet?

Postpartale Depression: Was ist das?

Nach Expertenmeinung gibt drei es Hauptursachen für eine Wochenbettdepression: hormonelle Veränderungen, körperliche Veränderungen und Stress. Die Mayo Clinic erklärt, dass sich häufig nicht nur eine Ursache ausmachen lässt. Stattdessen kommen eine ganze Reihe von Faktoren zusammen, die es etwas schwierig gestalten, eine Diagnose zu stellen und eine Behandlungsmethode zu bestimmen. Wochenbettdepression ist eine der postpartalen Stimmungsschwankungen, die viel häufiger vorkommen, als Sie vielleicht annehmen. Umso wichtiger ist es für Sie und Ihren Partner, dass Sie die Warnsignale wahrnehmen, damit die Krankheit so schnell wie möglich behandelt werden kann – das ist in Ihrem Sinne ebenso wie im Sinne Ihrer Familie.

Warnsignale vor der Geburt

Obwohl eine Wochenbettdepression nicht vor der Geburt des Kindes diagnostiziert werden kann, gibt es ein paar Risikofaktoren, die schon frühzeitig Hinweise darauf geben können. „Ein Vorzeichen ist eine Depression in der Vergangenheit,“ sagte Dr. Jonathan S. Abramowitz, Psychlogieprofessor an der Universität von North Carolina. Ann Dunnewold, Psychologin und Mitverfasserin von „Life Will Never Be The Same“ stimmt dem zu und fügt hinzu, dass es weitere Risikofaktoren gibt, auf die man achten sollte.

Dunnewold sagt, dass es vier Hauptfaktoren gibt, die auf eine höhere Anfälligkeit für Wochenbettdepression hinweisen können, nämlich die allgemeine Stimmung, eine Vorgeschichte von Depressionen, Familiengeschichte und Beziehungskonflikte. Beachten Sie, dass diese Faktoren lediglich Hinweise und keine Garantie dafür sind, das diese Krankheit auch wirklich ausbrechen wird. Sie sind jedoch erste Warnsignale dafür, dass Sie anfälliger für eine Wochenbettdepression sind und daher sollten Sie nach der Geburt besonders darauf achten, ob Sie Symptome einer postpartalen Depression an sich entdecken.

Warnsignale nach der Geburt

Wenn Sie bereits in der Vergangenheit an Depressionen gelitten haben, werden Sie womöglich ähnliche Anzeichen nach der Geburt wahrnehmen. Maria*, die an einer Wochenbettdepression litt, wusste, dass Sie bereits in der Vergangenheit mit Depressionen zu kämpfen hatte und diese Gefühle kamen nach der Geburt ihres Babys wieder auf. Sie erinnert sich: „Drei Tage nach der Geburt hatte ich den Baby Blues, fing ständig an, ohne Grund zu weinen. Man sagte mir, das sei normal, aber ich wurde dieses Gefühl der Angst und des Schockzustandes nicht mehr los,“ Maria, die gerne anonym bleiben möchte, erzählt: „Ich wusste, dass etwas nicht stimmt, als ich mir dachte, dass ich einfach so weit weg wie möglich sein wollte. Ich wollte einfach weg und dachte, ich würde das nicht bereuen.“ Solche Gefühle können Anzeichen für eine Wochenbettdepression sein.

Weitere mögliche Warnsignale können sein:

  • Mehr schlechte Tage als gute erleben
    „Es ist ganz normal, mal einen schlechten Tag zu haben – denn die Geburt eines Kindes ist eine unglaubliche Veränderung im Leben und die Arbeit einer frischgebackenen Mutter ist einfach nur hart – aber sie wollen auch ein paar gute Tage erleben,“ sagt Dunnewold. Und das sollten Sie. Wenn dies nicht der Fall ist, sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

 

  • Keinen Schlaf finden
    Beide Experten warnen, dass Schlafprobleme ein Warnsignal sein könnten.

 

  • Paranoide oder negative Gedanken
    Das Gefühl zu haben, dass Ihr Baby Sie nicht mag, könnte ein Anzeichen für eine Depression sein, so Dunnewold.

 

  • Soziale Isolation
    Abramowitz rät Müttern, darauf zu achten, dass Sie sich nicht von Ihren Freunden und Ihrer Familie abschotten.

 

  • Zwanghaftes Verhalten
    Wenn Sie die ängstlichen und zwanghaften Gedanken in Ihrem Kopf nicht abstellen können, ist das möglicherweise ein Anzeichen für eine Wochenbettdepression oder eine andere postpartale Stimmungsschwankung, die behandelt werden kann (und sollte!).

 

  • Das Gefühl zu haben, man sei eine Enttäuschung oder eine schlechte Mutter
    Beide Experten raten dazu, darauf zu achten, ob diese Gefühle anhalten oder Sie davon abhalten, als Mutter zu funktionieren.

Was sollten Väter tun?

Beide Experten schlagen vor, dass Väter die Warnsignale einer Wochenbettdepression kennen sollten, wenn sie der frischgebackenen Mutter beistehen. Es ist typisch für eine Mutter, den Baby Blues zu haben, aber wenn es Symptome gibt, die länger als zwei Wochen andauern, dann wird es Zeit für professionelle Hilfe. Als Maria erkannte, dass etwas nicht mit ihr stimmte, war es ihr Mann, der ihr die Unterstützung gab, mit der sie das durchstehen konnte. „Meine Mann war eine grosse Unterstützung,“ sagt sie. „Immer wenn ich gestillt habe, sass er neben mir und blieb fast das ganze erste Jahr zu Hause.“ Aber in den meisten Fällen ist das leider nicht möglich. Väter müssen wissen, wann und wo man sich Hilfe holt.

Wie man sich Hilfe holt

Es ist am besten, wenn man sich professionelle Hilfe sucht. „Rufen Sie Ihren Arzt, Ihre Hebamme, Ihre Geburtshelferin an – irgendjemanden, der mit frischgebackenen Müttern Erfahrung hat,“ rät Dunnewold. Diese Experten sind in der Lage, das Problem zu diagnostizieren, eine Behandlung zu empfehlen und Mütter an andere Quellen zu verweisen. Kinderärzte achten ebenso auf derartige Schwankungen, um den Müttern beiseite zu stehen, wenn sie sich Unterstützung von einem medizinischen Fachmann holen wollen.

Manchmal kann die Behandlung auch dadurch erfolgen, dass man sich einfach ein eigenes Verwöhnprogramm aufstellt. „Bekommt die Mutter genug Ruhe, Pausen, Ernährung, Sport und die Möglichkeit, auch mal etwas für sich zu tun?“ sagt Dunnewold. „Es gibt ausserdem Arzneimittel, die bei Angstzuständen und Depressionen helfen – manche sind für stillende Mütter, andere für alle jene, die nicht stillen, geeignet. Eine Therapie kann ebenso hilfreich sein. Vergessen Sie nicht, dass Ihre eigene Gesundheit unheimlich wichtig ist, denn nur so können Sie sich um Ihr Baby kümmern und Arzneimittel können eine wirklich effektive Behandlung sein.“

Maria hat eine Selbsthilfegruppe für Betroffene von Wochenbettdepression in ihrer Umgebung gefunden. Zusätzlich waren ihr die Unterstützung Ihrer Familie, sowie Arzneimittel eine grosse Hilfe, um aus der Depression herauszufinden. In der Zwischenzeit berät sie andere Betroffene und rät allen Müttern, sich mit ihrer Depression auseinanderzusetzen, mit ihren Vertrauten über ihre Gefühle zu sprechen und sich Hilfe zu suchen. Sie sind nicht allein und sich Hilfe zu nehmen, kann einen immensen Unterschied machen.

 

Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen dienen lediglich der Information und ersetzten nicht den Besuch bei einem Arzt.
* Name von der Redaktion geändert

 

Dieser Text erschien ursprünglich hier und wurde aus dem Englischen übersetzt.



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