Wenn Kinder wüten, schreien und weinen
„Nein, ich will keinen Spass haben!“, schreit und weint der kleine Paul zugleich. Dabei wollte die Mutter nur mit ihrem Sohn nach draussen auf den Spielplatz gehen und fragte ihn, ob sie Spass haben wollen. Scheinbar grundlos beginnt Paul zu trotzen. Eltern kennen Situationen wie diese. Sie wollen ihrem Kind die Winterstiefel anziehen, doch dieses möchte lieber die Herbstschuhe tragen. Oder, wenn die Kinder schreien vor dem Ins-Bett-gehen, obwohl im Fernsehen noch Bob der Baumeister kommt.
Neun von zehn Kindern kommen im Alter zwischen anderthalb und drei Jahren in die sogenannte Trotzphase. Das Verhalten der Kids ist in diesem Zeitraum gekennzeichnet von eigensinnigem und störrischem Beharren auf einer bestimmten Meinung oder einem Vorhaben. Allgemein ist der Begriff als Trotzphase bekannt, da Trotz jedoch eine durchaus negative Konnotation hat, wird in der Entwicklungspsychologie der Begriff ‚Autonomiephase‘ bevorzugt.
Der Selbstbehauptungswille eines Kindes ist in der Phase stark ausgeprägt. Sie versuchen die nötige Aufmerksamkeit ihres Umfeldes zu erlangen und da sie sich oftmals noch nicht ausreichend mit Worten verständigen können, trotzen sie. Vor allem in öffentlichen Einrichtungen kann die Trotzphase des Kindes für Eltern unangenehm werden – so zum Beispiel, wenn Sie in der Bahn fahren und Sohn oder Tochter hören nicht auf, zu weinen.
Nicht nachgeben in der Trotzphase
Die Trotzphase ist eine Entwicklungsstufe der Kinder, die sehr wichtig ist. Die Kleinen entwickeln nun ihr eigenes Selbstbewusstsein und lernen, sich mit ihren Gefühlen auseinanderzusetzen. Eltern sollten in dieser Zeit nicht verzweifeln, sondern versuchen, auf ihre Kinder einzugehen und zu erkennen, warum sie gerade jetzt schreien, wüten oder stampfen. Falsch wäre es jedoch nachzugeben. Wenn das Kind weint, weil es ein Eis haben möchte und Sie geben es ihm, würde das Kind feststellen, dass es nur zu trotzen braucht, wenn es etwas haben möchte. Sohn oder Tochter zu bestrafen, wäre allerdings auch der falsche Weg. Wenn das Kleine weint und schreit und Sie reagieren mit Bestrafung, kann es leicht Schuldgefühle entwickeln.
Dem Trotz trotzen
Nehmen Sie Ihr Kind stattdessen in den Arm, wenn der Wutanfall abebbt und zeigen Sie ihm auf diese Art und Weise, dass Sie es lieb haben. In dieser Phase benötigen die Kleinen Geborgenheit und Sicherheit. Sie erfahren Gefühle, die sie vorher nicht kannten und müssen diese nun erst kennenlernen. Dafür brauchen sie den nötigen Rückhalt. Reagieren Sie gelassen und ruhig auf die Wutanfälle des Kindes. Bleiben Sie dennoch bestimmend.
Wird das Kind unterwegs trotzig, ist es hilfreich mit ihm einen ruhigen Ort aufzusuchen, an dem es sich ausbocken kann. Mitunter sollten sie in solchen Situationen die Bahn oder den Bus verlassen, damit es sich wieder beruhigen kann.
Lenken Sie von Dingen ab, um der Trotzphase des Kindes zu begegnen. Wenn es nicht nach draussen spielen gehen möchte, können Sie ihm von den anderen Kindern erzählen, die gerade draussen rumtoben. Ablenkungsmanöver funktionieren jedoch nicht bei allen Kindern gleich gut. Bei einigen klappt diese Strategie, andere wiederum sind teilweise so bockig, dass sie kaum noch ansprechbar sind.
Alles in allem ist es dennoch wichtig, dass das Kind in dieser Phase seines Lebens viel Aufmerksamkeit und Geborgenheit erhält. Denn wahrscheinlich würden auch wir Erwachsenen befremdlich reagieren, würden wir auf einmal einen Gefühlszustand erfahren, den wir so vorher nicht kannten.