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Meine, deine, unsere: Stiefgeschwister in der Patchwork-Familie

So kommen Stiefgeschwister miteinander aus

Wenn aus zwei Familien eine neue entsteht, haben nicht nur die Eltern einen neuen Partner - auch die Kinder bekommen plötzlich neue Geschwister. Und das stösst nicht immer auf grosse Freude. Was können Sie als Eltern tun, damit Stiefgeschwister sich gut verstehen?

Wenn Alleinerziehende einen neuen Partner finden, der ebenfalls ein oder mehrere Kinder in die Beziehung mitbringt, führt das zu ganz neuen Konstellationen innerhalb der Familie. Einzelkinder, die sich bisher auf die hundertprozentige Aufmerksamkeit von Mama und Papa verlassen konnten, sehen sich plötzlich in einer ganz neuen Rolle, nämlich in der des grossen oder kleinen Geschwisterkindes. Ein anderes Szenario: Die stolze Erstgeborene ist auf einmal nicht mehr die älteste, sondern wird zum mittleren Kind.

 

So sehr die Eltern sich über die neue Liebe freuen: Die meisten Kinder brechen – zumindest zu Beginn – selten in Jubel über den unverhofften Familienzuwachs aus. Den neuen Stiefgeschwistern begegnen sie oft ablehnend, distanziert oder sogar feindselig. Das liegt in der Regel daran, dass die Kinder verunsichert und ängstlich über die Veränderung in ihrer Familie sind und ihren Platz in der neuen Konstellation erst noch finden müssen. Hinzu kommen Eifersucht und die Angst, Mutter oder Vater an den neuen Partner und an die Stiefgeschwister zu „verlieren“.

 

Um ihrem Kind diese Ängste zu nehmen und es dabei zu unterstützen, sich in der neuen Patchwork- Familie zurechtzufinden, sind beide Eltern als Vermittler gefragt. Leider gibt es kein „Patentrezept“, nach dem eine Patchwork-Familie zu einer harmonischen Gemeinschaft zusammenwächst, aber mit Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen sind Sie in jedem Fall auf einem guten Weg.

Bereiten Sie die Stiefgeschwister aufeinander vor

„Ab nächste Woche hast du zwei neue Geschwisterchen – ist das nicht toll!?“ So sollten Sie Ihre Kinder besser nicht an den Umstand heranführen, dass sich die Familiensituation, wie Ihr Kind sie kennt, zukünftig ändern wird. Stellen Sie Ihr Kind nicht vor vollendete Tatsachen, sondern lassen Sie es an dem Entstehungsprozess der Patchwork-Familie teilhaben.

 

Falls Sie künftig mit Ihrem neuen Partner und dessen Kindern in einem Haushalt zusammenleben werden, versteht es sich von selbst, dass Ihre leiblichen Kinder beide im Vorfeld einige Male treffen sollten, um sich kennen zu lernen. Dies ist gerade bei Altersunterschieden zwischen den Stiefgeschwistern wichtig. Von einem Achtjährigen kann zum Beispiel nicht erwartet werden, dass er auf Anhieb weiss, wie er mit seinem neuen pubertierenden Stiefbruder umgehen soll. Auch Bücher, die sich kindgerecht mit dem Thema Geschwister beschäftigen, können hier hilfreich sein. Mehr dazu erfahren Sie auch in unserem Buchtipp: So bereiten Sie Ihr Kind auf neue Geschwister vor.Versuchen Sie während der ersten Treffen eine Balance zu finden, in der sie zwar zwischen den Kindern vermitteln, sie jedoch auch selbst aufeinander zugehen lassen.

Üben Sie sich während der Anpassungsphase in Geduld

Bis eine Patchwork-Familie sich festigt, kann es mehrere Jahre dauern. Erwarten Sie daher nicht, dass Ihr Kind sich innerhalb weniger Wochen mit der neuen Situation arrangiert, sondern geben Sie ihm ausreichend Zeit. Wenn ein Einzelkind plötzlich zum Sandwichkind oder das Nesthäkchen zur grossen Schwester wird, bedeutet das zunächst eine grosse Umstellung für die Kinder. Sie müssen sich in ihrer neuen Rolle erst zurechtfinden und sich an die Stiefgeschwister gewöhnen. Denn auch wenn Sie Ihren neuen Partner schon eine Weile kennen und sich bereits vertraut sind: Ihre und die Kinder Ihres Partners sind zunächst Fremde, die sich nicht zwangsläufig sofort gut verstehen.

Stellen Sie sich auf Streitigkeiten zwischen den Stiefgeschwistern ein

Auch zwischen leiblichen Geschwistern, die miteinander aufgewachsen sind, ist das Verhältnis nicht immer harmonisch und es kommt zu Geschwisterstreit. Machen Sie sich daher darauf gefasst, dass es zwischen den Stiefgeschwistern früher oder später ebenfalls krachen wird. Wenn unterschiedliche Persönlichkeiten verschiedener Altersstufen, jeder mit seinen eigenen Bedürfnisse und Eigenarten, aufeinanderprallen, sorgt das für Zündstoff.

 

Für die Kinder ist es nicht einfach, gelassen zu bleiben, wenn der kleine Stiefbruder nun von Mama geherzt und geknuddelt wird oder wenn die Teenie-Stiefschwester mit ihren pubertären Eskapaden die ganze Aufmerksamkeit beansprucht. Meist glätten sich die Wogen nach der ersten Anpassungsphase und das Verhältnis der Stiefgeschwister zueinander bessert sich. Sie sollten den Kindern Zeit geben zu diskutieren, Kompromisse zu finden und um sich schliesslich wieder miteinander zu versöhnen.

Unterstützen Sie den Beziehungsaufbau zwischen den Stiefgeschwistern

Sie können nicht erzwingen, dass die Stiefgeschwister zu besten Freunden werden, aber Sie können die Voraussetzung dafür schaffen, dass sie eine Beziehung zueinander aufbauen. Erzählen Sie Ihrem Kind bereits im Vorfeld etwas über seine neuen Stiefgeschwister, deren Hobbies und Tagesablauf – vielleicht entdecken Sie dabei sogar ein paar Gemeinsamkeiten? Unternehmen Sie alle zusammen etwas und schaffen Sie auf diese Art gemeinsame Erlebnisse. Auch ein Urlaub mit der Patchwork-Familie ist eine wunderbare Gelegenheit, zusammenzuwachsen. Besonders vor einem Umzug in einen gemeinsamen Haushalt kann so schon einmal das Beisammensein im Alltag erlebt werden.

 

Natürlich sollten auch Sie selbst daran arbeiten, eine gute Beziehung zu den Kindern Ihres Partners aufzubauen. Verbringen Sie daher am besten regelmässig Zeit alleine mit dem Kind Ihres Partners – und umgekehrt! So lernen Sie sich nach und nach besser kennen und sorgen dafür, dass Ihr Stiefkind sich akzeptiert und wertgeschätzt fühlt.

Behalten Sie liebgewonnene Rituale bei

Mit der neuen Konstellation in der Patchwork Familie kommen auch neue Tagesabläufe der Familienmitglieder hinzu. Ihr Alltag muss daher vermutlich ebenfalls umstrukturiert und neu organsiert werden. Versuchen Sie dennoch, einige Rituale, die Sie vor Ihrer neuen Partnerschaft mit Ihrem Kind hatten, aufrechtzuerhalten. Damit zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie nach wie vor für es da sind und sich zwischen Ihnen nichts verändert hat. Sie gehen samstagsnachmittags immer auf den Spielplatz? Sie spielen dienstags nach der Kita immer eine Runde Memory und schauen abends als Einschlafritual gemeinsam das Sandmännchen? Dann tun Sie dies auch weiterhin! Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind soweit ist, sollten Sie auch die neuen Stiefgeschwister in diese Rituale einbeziehen. So bauen Sie eine Brücke zwischen dem alten und dem neuen Familienalltag.

 

 



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