Mit Kindern über Terror sprechen

Über das Unaussprechliche zu reden ist schwer: Wie und ob man mit seinen Kindern über die Anschläge in Paris sprechen kann, lesen Sie hier.

Die Nachrichten berichten rund um die Uhr davon, die Bilder sind auch für uns Erwachsene kaum aus dem Kopf zu bekommen. Die Terroranschläge von Paris machen sprachlos und viele Eltern fragen sich: Sollen wir mit unseren Kindern über die Ereignisse sprechen? Macht ihnen das nicht unnötig Angst? Und wie soll man etwas erklären, das einem selbst schwerfällt zu begreifen? Fakt ist:Kinder bekommen diese Ereignisse mit, selbst wenn Eltern versuchen, sie fernzuhalten“, sagt Medienwissenschaftlerin Maya Götz.

Denn wenn Sie Ihr Kind nicht unbedingt in einer Blase gross werden lassen, dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem Eltern sowie andere Bezugs- und Erziehungspersonen sich überlegen müssen, wie sie mit Ihren Kindern über schwierige Themen sprechen, um ihnen ihre Ängste so gut wie möglich zu nehmen und ihnen Sicherheit zu vermitteln. „Wenn schon Furchtgefühle entstanden sind, ist es wichtig, darüber zu sprechen“, sagt Götz.

An dieser Stelle tun sich jedoch eine Menge Fragen auf: Wie jung ist zu jung, um über Gewalt zu sprechen? Wie kann man die Kinder schützen und ihnen die Situation trotzdem verständlich machen? Die Kolumnistin und Bloggerin Bea Beste rät in ihrem Blog dazu, hier je nach Alter der Kinder unterschiedlich vorzugehen. Wir stellen ihnen im Folgenden verschiedene Lösungsansätze vor, wie man mit Kindern verschiedenen Alters über Terror sprechen kann.

Kleinkind & Vorschulalter: Nur reagieren!

Bei Kindern unter 3 Jahren sollten Sie die Finger davon lassen, aktiv das Gespräch zu suchen: Ihre Kinder sind noch zu jung. Achten Sie als Eltern und Babysitter darauf, nicht über die Ereignisse zu sprechen, solange die Kinder mithören können. Denn Kinder können die Stimmung aufnehmen und nicht ausgesprochene Gefühle besser als Erwachsene wahrnehmen. Schalten Sie die Nachrichten aus, wenn sich kleine Kinder in der Nähe befinden und versuchen Sie, den Kindern Normalität zu vermitteln.

Bei Kindern im Vorschulalter (5-6 Jahre) ist es ratsam, zu warten, bis sie das Thema von selbst ansprechen. In diesem Falle bleiben Sie ruhig und beantworten jede Frage, die Ihr Kind hat, in kurzer und knapper Form. Versuchen Sie herauszufinden, was sie bereits wissen und erklären die Situation in möglichst einfachen Worten, die ihnen Sicherheit verleihen und jegliche Verwirrung vermeiden. Zeigen Sie Ihren Kindern in diesem Alter möglichst keine Bilder. Die Kinder sind zu jung, um sie zu verstehen – und es würde sie unnötig verängstigen.

Ab Grundschulalter: Aktiv das Gespräch suchen

Bei Kindern im Grundschulalter ist es am besten, aktiv das Gespräch zu suchen, ehe sie andernorts davon erfahren – vor allem in der Schule und durch Freunde. Versuchen Sie auch hier, altersgerechte Erklärungen zu finden und überlegen Sie, mit welchen Informationen Ihr Kind umgehen kann. Pädagogin Marion Mahnke hat auf dem SciLogs-Blog von Spektrum der Wissenschaft eine gute Beispielvorlage für eine solche Erklärung geteilt, so unter anderem:

„In Paris ist etwas sehr Schlimmes passiert. Dort haben ein paar Leute Attentate begangen. Es sind Terroristen und sie haben dabei viele Menschen verletzt und getötet. Das ist eine schreckliche Sache. Aber ihr sollt wissen, dass das Dinge sind, die gelegentlich passieren. Genau wie Unfälle. Sowas ist schrecklich und kann passieren. Aber wir brauchen nicht davon ausgehen, dass es UNS auch passiert.“

Sagen Sie Ihren Kindern, dass Sie sie lieben und dass Sie immer da sind, falls sie noch Fragen haben. Sprechen Sie auch über Ihre eigenen Gefühle und lassen Ihre Kinder wissen, dass es in Ordnung ist, sich unsicher zu fühlen oder Angst zu haben. Auch hier sollten Sie darauf achten, dass Sie Ihre Antworten so kurz und knapp wie möglich halten und sich darauf konzentrieren, ruhig und zurückhaltend zu agieren. Viele Eltern tendieren dazu, mehr Details als nötig an ihre Kinder weiterzugeben. Daher gilt: Mehr Zuhören als selbst reden!

Tipps für Kinder jeden Alters:

1. Unabhängig davon, wie alt Ihr Kind ist, versuchen Sie nach solch einem tragischen Ereignis einfach, für es da zu sein, und achten Sie vor allem darauf, nicht permanent das Radio oder andere Informationsmedien laufen zu lassen.

2. Achten Sie auch darauf, dass Sie sich mit anderen Bezugspersonen – Ihrem Partner, den Grosseltern, den Erziehern oder der Tagesmutter – einig darüber sind, was sie den Kindern erzählen.

3. Achten Sie auf mögliche Veränderungen im Verhalten Ihrer Kinder. Haben sie Angst, Alpträume oder zeigen sich sonstige Anzeichen, dann sollten Sie noch intensiver auf Ihr Kind eingehen.

 

Wie ist das in Ihrer Familie? Wie haben Sie mit Ihren Kindern über die Ereignisse in Paris geredet? Wir freuen uns über Erfahrungsberichte oder weitere, hilfreiche Links zum Thema!

 



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