Mobbing in Kindergarten

Mobbing in Kindergarten und Primarschule

Schwarzmalerei oder Realität?

Mobbing ist mittlerweile ein nahezu inflationär gebrauchter Begriff. Sind tatsächlich schon Kindergarten- oder Primarschulkinder betroffen?

 

An weiterführenden Schulen sind Aufklärung und Mobbing-Prävention idealerweise als Unterrichtsthema oder in Form von speziellen Trainings in das Schulleben verankert. An einigen Schulen gibt es sogenannte Konfliktlotsen, die Mobbing-Opfern als gleichaltrige Vertrauensperson zur Seite stehen. So können sich Jugendliche auch gegenseitig unterstützen.

Doch erweisen sich jüngere Kinder häufig noch nicht als ausreichend sozial kompetent für derartige Selbsthilfemassnahmen. In Primarschule und Kita sollten daher Eltern, Erzieher und Lehrer genau hinschauen, damit dem Mobbing unter Kindern ggf. schon früh vorgebeugt werden kann.

 

Mobbing in der Primarschule

Leider ist Mobbing in der Schule grundsätzlich und so auch in den frühen Jahren schon ein Thema. Allerdings bilden sich laut Forschungen am Institut für Pädagogische Psychologie und Entwicklungspsychologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München erst gegen Ende der Primarschulzeit soziale Netze heraus, die das Mobbing-Geschehen unterstützen. Freundschaften werden komplexer, die Kinder pfiffiger, Hierarchien entstehen. Sie sind ab etwa acht Jahren verstärkt in der Lage, andere Kinder systematisch und langfristig und auch über das Internet zu schikanieren. In den Jahren vorher ärgern sich Volksschulkinder häufiger unvermittelt und bedienen sich dabei eher körperlicher Gewalt. Zudem wechseln Opfer und Täter auch die Rollen.

 

Mobbing im Kindergarten

Es gibt Studien, die bestätigen, dass auch schon Kleinkinder mobben können. So erklärt Entwicklungspsychologin Françoise Alsaker, dass Kinder sich sowohl in der Schule als auch im Kindergarten gegenseitig schikanieren.  Sie beobachtete allerdings ausschliesslich Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren und bezog auch Kinder mit ein, die mobben und selbst gemobbt werden.

 

Dagegen hält beispielsweise die Fachberaterin für Gewaltprävention in städtischen Kindergärten Melitta Walter fest, dass vieles, was bei Eltern Alarmglocken auslösen kann, Teil der sozialen Entwicklung ihres Kindes ist.

 

Normal dauern Konflikte zwischen Kindergartenkindern nicht lange genug, um sie als Mobbing zu bezeichnen. Ebenso wie die jüngeren Primarschulkinder planen Kleinkinder ihre Offensive nicht systematisch, sondern handeln situativ. Dadurch fällt die Wahl auch selten auf immer die gleichen Kinder. Dennoch kommt es häufiger vor, dass ältere die jüngeren Kindergartenkinder ärgern.

 

Mobbing – Prävention durch Pädagogen und Eltern

Doch selbst, wenn man noch nicht von gezieltem Mobbing im Kindergarten sprechen kann, so werden die Grundsteine für späteres Verhalten schon hier gelegt. Wenn ein Kleinkind zum Beispiel erfährt, dass es durch Drohungen gegenüber anderen Kindern bekommt, was es möchte, so lernt es daraus, dass soziale Erpressung kein Problem ist und zu Macht und Bewunderung führt. Das angegriffene Kind fühlt sich möglicherweise hilflos, was sich schlimmstenfalls auf sein Selbstwertgefühl auswirkt. Gründe hierfür sind vor allem im individuellen Temperament der Kinder zu suchen. Einige sind von Natur aus dominanter als andere.

 

Hier sind Eltern und Pädagogen gefragt. Sie sollten das soziale Miteinander von Kindern gut beobachten und intervenieren, wenn Streitereien ausarten. Sicherlich ist es besonders schwierig, hier immer die richtige Entscheidung zu treffen. Teils reagieren auch Opfer aggressiv, was im ungünstigsten Fall zur Zurechtweisung des falschen Kindes führt und den Täter bestärkt.

 

Wir haben einige Tipps zusammengefasst, die Mobbing im Kindergarten bzw. in der Primarschule vorbeugen sollen:

 

  • Prävention ist die Basis für ein harmonisches Miteinander. Dafür gibt es gerade für Pädagogen eine Menge Spielideen, die Kinder schon früh für ein gesundes Sozialverhalten sensibilisieren.
  • Die Gruppe sollte sich auf gemeinsame Regeln verständigen, die die Kinder leicht verinnerlichen können. Wenn ein Kind „Stopp“ sagt, dann wird nicht weitergerauft, andere Kinder werden nicht ausgelacht, usw. Die Regeln können auch als Zeichnungen an der Wand befestigt werden, auf die die Kinder sich im Ernstfall beziehen können.
  • Erwachsene sollten immer darauf eingehen, wenn ein Kind um Hilfe bittet und dem anderen Kind vermitteln, dass sein Verhalten nicht geduldet wird.
  • Nach solcherlei Konfliktsituationen sollte stets das Gespräch mit den Kindern gesucht und vor allem dem Täter Verständnis für das Opfer vermittelt werden.
  • Starke, temperamentvolle Kinder können gewürdigt werden, indem sie ihre Energie zum Wohl der Gruppe einsetzen.
  • Eine Öffnung der Gruppenstruktur kann Spannungsverhältnisse zwischen einzelnen Kindern lösen, weil sie nicht aneinander gebunden sind.

 

 



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