Im Sommer verbringen Familien meist viel Zeit am Wasser, ob im Strandurlaub oder am heimischen See. Nutzen Sie die Zeit und bringen Sie Ihrem Kind das Schwimmen bei. Wie wichtig diese Fähigkeit ist, weiss Elisa Klum, Projektleiterin bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG)-Jugend Bayern.
Schwimmen lernen: Warum und wann?
Elisa Klum kennt das Phänomen: „Wasser zieht Kinder jeden Alters magisch an.“ Gleichzeitig kennt sie die Gefahren des nassen Elements für diejenigen, die nicht schwimmen können: „Ertrinken ist eine der schnellsten Todesarten im Kindesalter!“, warnt Frau Klum. Kinder, die nicht schwimmen können, verlieren im Wasser schnell die Orientierung und gehen unter wie ein Stein. In vielen Fällen ist das nicht einmal eine Frage der Wassertiefe, denn, so Frau Klum, „Kinder können auch in Pfützen, Regentonnen oder kleinen Teichen ertrinken, zumal sie meist nicht strampeln oder schreien.“ Schwimmen zu können, bringt über die Sicherheit hinaus viel Spass und fördert die Entspannung und Gesundheit der Kinder.
Dabei „sollte die Wassergewöhnung so früh wie möglich beginnen“, wenn es nach Elisa Klum geht. „In der Regel wird dann ab dem sechsten/ siebten Lebensjahr mit dem ersten Schwimmkurs begonnen, da die Kinder nun auch die entsprechenden koordinativen Fähigkeiten für das Brustschwimmen mitbringen.“
Natürlich sind auch Babyschwimmkurse eine Bereicherung für Kind und Eltern, aber laut Klum „kein Muss für den späteren Schwimmerfolg.“
Angst vorm Wasser?
Eltern sollten darauf achten, dass ihr Kind frühzeitig mit dem Element Wasser in Berührung kommt und eine Begeisterung dafür entwickelt. Damit können Eltern oder Babysitter schon daheim beim Baden oder Duschen beginnen, indem sie Neugierde wecken und Toleranz dafür erzeugen, dass Wasser auch mal ins Gesicht spritzen darf.
Gerade, wenn Kinder Angst vor dem Wasser haben, erreicht man mit Zwang allerdings nur das Gegenteil. „Man muss das Kind da abholen, wo es ist und viel Geduld mitbringen“, weiss Elisa Klum aus eigener Erfahrung. Eine tiefe Vertrauensbasis zwischen Babysitter oder Schwimmlehrer und Kind ist Grundvoraussetzung für die Offenheit gegenüber dem Wasser. Durch eine spielerische Herangehensweise verlieren die Kinder früher oder später ihre Angst vor dem Schwimmen lernen – und dennoch sollten Eltern verinnerlichen: Es wird nun mal nicht jedes Kind als Wasserratte geboren.
Sicher schwimmen: Seepferdchen und Co.
„Als »sicherer Schwimmer« gilt man erst dann, wenn man das Deutsche Jugendschwimmabzeichen in Bronze abgelegt hat“, betont Frau Klum. „Das Seepferdchen-Abzeichen ist lediglich ein Motivationsabzeichen für die Kinder, jedoch kein Schwimmführerschein!“ Die Schwimmfähigkeit der Kinder mit Seepferdchen wird oft überschätzt, was zu ernsthaften Gefahrensituationen führen kann. Erst mit dem Jugendschwimmabzeichen Bronze können Kinder kurze Strecken sicher schwimmen und sind in der Lage, sich im und unter Wasser zu orientieren. Sie wissen erst dann, wie man im Falle eines ungewollten Sturzes ins Wasser reagieren muss.
So funktioniert der erste Seegang
Aus dem Nähkästchen plaudernd, berichtet Elisa Klum, dass die meisten Schwimmlehrer ihre Kinder bei einem Schwimmkurs anmelden mussten, denn häufig bringen Kindern bei den Eltern nicht genügend Aufmerksamkeit mit und die Motivation durch andere Schwimmanfänger fehlt. Es gibt aber einige Methoden dafür, wie man dem Kind das Schwimmen beibringen kann:
- Die richtige Beinarbeit
Wenn Kinder das Schwimmen lernen, dann tun sie das am besten Schritt für Schritt. Die komplizierteste Übung ist wohl die Beinarbeit. Für Kinder ist es sehr anschaulich, einmal einen Frosch beim Schwimmen zu beobachten. Auch Frau Klum benutzt den Begriff „Froschbeine“ in ihrem Schwimmkurs. Üben Sie diese Bewegung zunächst am Beckenrand sitzend, später im Wasser liegend mit den Händen am Beckenrand. Die ersten Bahnen können mit einem Schwimmbrett gemeistert werden. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind beim Schwimmen keine Scherenbewegung durchführt.
- Die Arme dazu
Dieser Teil ist wesentlich einfacher als die „Froschbeine“. Elisa Klum erklärt ihren Schwimmanfängern diese Bewegung als halbe Sonne, die man malt und anschliessend durchschneidet. Dabei ist darauf zu achten, dass das Kind die Finger zusammenhält.
- Koordination ist alles
Für erste Züge mit Armen und Beinen können Sie eine Poolnoodle, Schwimmkissen oder einen Schwimmgurt nutzen oder das Kind beim Schwimmen selbst halten. Es hilft Kindern, wenn der Schwimmlehrer laut im Takt die Bewegung der Arme und Beine ansagt (erst die Armbewegung, dann die Beine. Gegen Ende der Grätsche werden die Arme wieder nach vorn geführt.) Elisa Klum weist darauf hin, dass „Schwimmflügel kein geeignetes Mittel zum Schwimmen lernen sind. Sie dienen lediglich als Auftriebsmittel und sind zur Sicherheit da“.
- Spass dabei
Die Freude am Element Wasser ist besonders wichtig. Deswegen sollten Kinder die Möglichkeit haben, das kühle Nass vielfältig zu erforschen: Tauchübungen, Sprünge vom Beckenrand oder auf dem Rücken im Wasser zu liegen sollten spielerischer Bestandteil des Schwimmenlernens sein. „Fühlt ein Kind sich wohl im Wasser und kennt vielfältige Bewegungsformen, kann es in Gefahrensituationen auch besser reagieren.“
Zur Person Elisa Klum
Mit einem erfolgreich abgeschlossenen Master der Sportwissenschaft mit Schwerpunkt Diagnostik und Intervention begann Elisa Klum 2013 ihre Arbeit als Leiterin für das Projekt „Sichere Schwimmer“ bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Schon während ihrer Bachelor-Studienzeit in Bremen und im Rahmen ihres aktuellen Projekts arbeitet sie als Trainerin für Kinderschwimmkurse, wozu sie auch Rettungsschwimmer-Abzeichen befähigt.