Mein bester Freund hat einen Teenager, der ihm ungefragt das Eis von der Windschutzscheibe kratzt. Dein Cousin hat ein Einjähriges, das seine Flasche ins Spülbecken stellt, nachdem es seine Milch ausgetrunken hat, ohne daran erinnert werden zu müssen? Wo kommen bloss all diese Wunderkinder her?
„Kindern Verantwortungsbewusstsein beizubringen, ist keine Zauberei. Vielemher geht es darum, ihnen wichtige Grundlagen für das Leben zu vermitteln“, sagt Karen Ruskin, Psy.D., Autorin von „The 9 Key Techniques for Raising Respectful Children Who Make Responsible Choices.“ „Kinder, die keine Eigenverantwortung lernen, könnten denken, dass sich die Welt immer nach ihnen richten wird.“
Und Verantwortung-Übernehmen-Lernen bedeutet nicht, einfach nur eine Aufgabe zu erledigen. „Es geht um die Einstellung, das Konzept, einfach mal die Initiative zu ergreifen und stolz darauf zu sein, nicht einfach immer Mama und Papa alles machen zu lassen“, sagt Alex Barzvi, Ph.D., Co-Moderator der Talkshow „About Our Kids“ bei Sirius Doctor Radio.
Hilfsbereite Kinder zu erziehen, die wissen, wie sie sich selber ein Sandwich machen, ist keine wilde Fantasie! Wir haben unsere Experten nach einfachen Möglichkeiten gefragt, wie Sie Ihre Kinder die Übernahme von Verantwortung lehren können.
Fangen Sie früh an
Sie können nicht plötzlich Verantwortung auf einen Teenager übertragen und erwarten, dass er auf einmal weiss, wie er damit umgehen soll. Stellen Sie sich vor, Ihre pubertierende Tochter ruft Sie während der Arbeit an und beschwert sich: „Mama, ich habe Hunger. Wann kommst Du nach Hause?“ Sie sagen: „Mach Dir ein Brot.“ Sie antwortet: „Ich warte einfach auf Dich.“ Die Erziehung zur Eigenverantwortung sollte früh beginnen, sprich im Kleinkindalter.
Lassen Sie Ihre Kinder Ihnen helfen
Knurren und jammern Sie nicht, wenn es an die Hausarbeit geht. Lächeln Sie und ermuntern Sie Ihren Sohn, zu helfen (auch wenn es dann länger dauern wird). Es ist Teamwork, kostbare Zeit mit Ihrem Kind und eine wichtige Lektion, die ihn eines Tages mit der Fähigkeit, Kochwäsche von Buntwäsche unterscheiden zu können, in die Welt entlässt.
„Wenn Sie Ihr Kind ermutigen, mitzuhelfen, fühlt es sich gebraucht“, sagt Dr. Ruskin. „Es wird sich gut fühlen und lernen, sein Zuhause als sein Eigen zu betrachten und sich stolz darum kümmern.“
Weisen Sie Kindern den Weg
Beide Experten empfehlen, sich den Fähigkeiten des Kindes anzupassen. Zuerst können Sie ihm zeigen, wie man kleine Aufgaben erledigt. Wenn Ihr Sohn einen kleinen Snack möchte, zeigen Sie ihm, wo die Äpfel sind und wie man sie wäscht. Schmeisst Ihre Tochter die schmutzige Wäsche immer einfach auf den Boden? Stellen Sie einen Wäschekorb in ihr Zimmer und zeigen Sie ihr, wo die schmutzige Jeans hingehört.
„Verteilen Sie die Verantwortung dem Alter entsprechend und benutzen Sie ruhig das Wort Verantwortung, wenn Sie Ihr Kind wissen lassen, welche Aufgaben Sie gerne von ihm selbst erledigt hätten“, sagt Dr. Barzvi. „Das klingt erwachsen und wichtig!“
Scahffen Sie Verantwortungsbewusstsein
Und sprechen Sie darüber. Verbannen Sie den Tisch mit schmutzigem Geschirr mit den Worten: „Ab jetzt stellen wir alle unsere Teller nach dem Essen ins Waschbecken.“ Benutzen Sie immer wieder das gemeinsame „wir“, um zu zeigen, wie leicht man zusammen Probleme lösen kann. Bitten Sie andere Familienmitglieder und Kinderbetreuer, Ihrem Beispiel zu folgen. Sie werden überrascht sein, wie schnell das alles für die Kinder zur Gewohnheit werden kann.
Loben Sie sie
Kinder lieben es, zu helfen. Sie wollen helfen. Für sie fühlt sich Hausarbeit nicht wie Arbeit an. Erhalten Sie die gute Stimmung aufrecht, indem Sie Ihr Kind für erledigte Aufgaben loben. „Du hast Deine Jacke von ganz alleine an den Haken gehangen. Ich bin stolz auf Dich!“ Oder „Danke, dass Du den Mülleimer aus Deinem Zimmer ausgeleert hast!“
„Kinder entwickeln ein Verantwortungsgefühl für wiederholte Handlungen. Und die permanente Kommunikation hilft ihnen dabei, in anderen Situationen die Initiative zu ergreifen, z.B. in der Schule oder bei einem Spielnachmittag“, erläutert Dr. Barzvi.
Passen Sie Ihre Erwartungen an
Wenn Sie ein fünfjähriges Kind darum bitten, sein Bett zu machen, wird es vielleicht noch schief und unordentlich sein. Schimpfen Sie nicht. Erkennen Sie an, dass es die Aufgabe gut erledigt hat. Zeigen Sie ihm, wie es richtig gemacht wird, wenn Sie das nächste Mal Ihr Bett machen.
Vermeiden Sie Belohnungen
Zumindest am Anfang. Gehen Sie nicht davon aus, dass es ein Belohnungssystem geben muss, damit Ihr Kind lernt, Verantwortung zu übernehmen. Während Belohnungen für einige Kinder funktionieren mögen, reagieren andere genauso gut darauf, gelobt zu werden, Zeit mit Ihnen zu verbringen und einen Schub ihres Selbstbewusstseins zu erfahren. Heben Sie sich die Belohnungen für Aufgaben auf, die weit über die normalen Aufgaben und Pflichten Ihres Kindes im Haushalt hinausgehen.
Bieten Sie Struktur und Routine an
Kinder können aus Anweisungen einen grossen Gewinn ziehen. Anstatt ihnen Belohnungen in Aussicht zu stellen, um sie dazu zu bringen, ihre Pflichten zu erfüllen, führen Sie lieber eine Morgenroutine mit einem positiven Endresultat ein. Ihr Sohn muss sich erst die Zähne putzen, frühstücken und sich anziehen, bevor er fernsehen darf (Fernsehen wird hier dabei nicht als Belohnung angeboten – es ist lediglich das Resultat des Erledigens der Routine.) Und er sollte dazu in der Lage sein, die Routine in jeglicher Reihenfolge, die für ihn funktioniert, ausführen zu können.
„Ein jüngeres Kind versteht vielleicht noch nicht ganz, dass diese Aufgaben in seiner Verantwortung liegen, aber wenn Sie ihm erlauben, sich gesunde Strukturen aufzubauen, dann gibt ihm das die Mittel, eines Tages eigene Strategien zu entwickeln, seine Hausaufgaben zu erledigen, ohne dass Sie es (zu sehr) nerven müssen“, schlägt Ruskin vor.
Klären Sie über die Konsequenzen auf
Lernen, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern, hilft einem Kind auch dabei, einen Verantwortungssinn für seine Taten zu entwickeln. Um Ihr Kind dazu zu bringen, nach dem Basteln aufzuräumen, erklären Sie ihm, dass er den Rest des Tages nicht mehr mit seinen Wachsmalstiften und der Schere spielen kann, wenn er den Tisch im Chaos hinterlässt. Falls er sich vor der Verantwortung drückt, müssen Sie natürlich konsequent sein und ihm sein Bastelzeug wegnehmen. Je konsequenter Sie die Regeln durchsetzen, desto wahrscheinlicher räumt er bald ungefragt auf – oder zumindest ohne sich zu sehr darüber zu beklagen.
„Es ist letztendlich die Entscheidung Ihres Kindes, ein Spielzeug nicht wegzuräumen“, sagt Dr. Barzvi. „Eltern haben oft Angst davor, ihre Kinder leiden zu lassen, sie traurig oder sauer zu sehen, aber wenn wir immer die Probleme der Kinder lösen, werden sie während des Aufwachsens nie lernen, Verantwortung zu übernehmen.“
Wenn Ihre Tochter jeden Tag ihre Tasche für die Schule packen muss und ihre Basketballschuhe vergisst, dann kann sie nachmittags nicht trainieren. So sehr Sie ihr auch die Basketballschuhe hinterhertragen wollen, machen Sie es nicht! Hoffentlich wird sie sich ihrer Verantwortung das nächste Mal bewusster sein.
Kindern Verantwortungsbewusstsein beizubringen ist nicht leicht – aber welcher Teil der Kindererziehung ist das schon? Es kann Jahre dauern und viel Übung in Anspruch nehmen. Aber wenn Sie diesen Tipps folgen, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass Sie Ihr Kind so erziehen, das es zu einem verantwortungsbewussten Erwachsenen heranwächst.
Dieser Text erschien ursprünglich auf Care.com und wurde aus dem Englischen übersetzt.