Der Coronavirus hat uns fest im Griff: Schulen und Kitas wurden geschlossen, Veranstaltungen abgesagt und viele Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter ins Home-Office. Die meisten Eltern sind erst einmal beruhigt, wenn sie hören, dass infizierte Kinder in der Regel einen milden Krankheitsverlauf erleben. Doch ein Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken, möchte dennoch niemand eingehen, wenn es um die Liebsten geht. Ausserdem ist es für uns alle wichtig, uns selbst und unsere Gemeinschaft vor einer weiteren Ausbreitung des Virus zu schützen. Aber wie genau soll das funktionieren und wie entscheiden wir am besten in bestimmten Situationen zum Schutz unsere Familie?
Wir haben Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Corona und Familie gesammelt und für Sie zusammengestellt:
1. Stimmt es, dass Kinder nicht so ernsthaft von Covid-19 betroffen sind wie Erwachsene?
Experten gehen zunächst davon aus, dass wir uns im Anfangsstadium der Erforschung des neuartigen Coronavirus und der Folgeerkrankung Covid-19 befinden. Deshalb können nur vorläufige Aussagen getroffen werden. Allerdings beruhigen die Daten, die aus Asien bekannt sind: Erleichterung bringen vor allem die Daten aus Südkorea, wo vermutlich sehr aussagekräftige Tests durchgeführt wurden. Diese zeigten eine Sterblichkeitsrate von 0 Prozent für Menschen unter 20 Jahren. Aber auch chinesische Berichte liefern ähnliche Daten. Das mag ein gutes Zeichen dafür sein, dass Kinder mildere Krankheitsverläufe haben.
2. Müssen infizierte Kinder nicht auf der Intensivstation behandelt werden?
Nein, das bedeuten die o.g. Zahlen nicht. Einige Kinder mussten auf Intensivstationen versorgt werden. In Südkorea waren das etwa vier oder fünf, die aber alle überlebten. Die Mehrheit der Daten besagt, dass Kinder die Infektion effektiv verbreiten können, aber seltener tatsächlich daran erkranken oder mildere Krankheitsverläufe zeigen.
3. Ich übe einen systemrelevanten Beruf aus. Soll ich mein Kind in die Notbetreuung bringen oder besser nicht?
Hier sollten Eltern das individuelle Risiko dem Risiko für die öffentliche Gesundheit gegenüberstellen. Sofern es allen in der Betreuungsstätte gut geht, ist es wahrscheinlich sicher, das Kind dorthin zu bringen. Experten gehen allerdings davon aus, dass sich der Coronavirus weiterverbreiten wird. Er ist ein Virus, der schnell um sich greift. Deshalb werden so viele Einrichtungen geschlossen und Experten raten, auf die externe Kinderbetreuung möglichst zu verzichten.
Für berufstätige Eltern, insbesondere für diejenigen, die nicht im Home-Office arbeiten können, ist diese Situation eine wirklich grosse Herausforderung. Experten hoffen auf die Unterstützung der Unternehmen für Mamas und Papas und sie wissen sicher, dass das Infektionsrisiko geringer ist, wenn die externe Kinderbetreuung und Orte mit Menschenansammlungen gemieden werden.
4. Sollte ich momentan einen Babysitter engagieren?
Natürlich stellt sich hier die Frage, ob Sie sich mit einem Babysitter eine zusätzliche Person ins Haus holen möchten oder sie eher als mögliche Ansteckungsquelle sehen. Diese Entscheidung müssen Sie für sich persönlich treffen. Fest steht, dass auch diese Option Eltern dabei hilft, weiterhin zur Arbeit gehen zu können. Fragen Sie potenzielle Babysitter unbedingt nach ihrem aktuellen Gesundheitszustand.
5. Können wir auf den Spielplatz gehen?
Spielplätze gehören zu den Orten, an denen die Oberflächen voll von Keimen sind. Kinder im Spielplatzalter haben ihre Hände für gewöhnlich noch viel im Gesicht. Auch den entsprechenden Abstand zu anderen Kindern und Eltern einzuhalten, können die kleinen Spielplatzbesucher noch nicht richtig einschätzen. Demnach ist es sicherer, den Besuch von Spielplätzen einzustellen und eher im Hinterhof, heimischen Garten oder auf dem Balkon zu spielen. Spielplatzbesuche sind mittlerweile auch grösstenteils untersagt.
6. Kann mein Kind mit den Nachbarskindern spielen oder lernen?
Die vollständige soziale Isolation einzuhalten, ist schwer möglich. Experten raten Eltern, wachsam zu sein und sich zu erkundigen, ob Spielgefährten Fieber haben oder hatten oder ob zuhause jemand krank (gewesen) ist. Es ist sicher gut, ein paar Informationen mehr einzuholen als sonst. Letztendlich ist dies aber auch eine individuelle Entscheidung. Experten raten momentan jedoch bereits zur völligen, auf die Familie beschränkten Isolation.
7. Was ist mit Restaurants und Lieferdiensten? Sollten wir uns Gedanken machen, wer mit dem Essen in Berührung gekommen ist?
Laut Experten besteht hier ein hohes Ansteckungsrisiko. Denn die Ansteckung mit Corona erfolgt über Tröpfcheninfektion. Wenn also jemand auf Essen und die Lebensmittel niest, erhöht sich das Ansteckungsrisiko. Die Entscheidung liegt auch hier bei jedem selbst.
8. Stichwort Einkaufswagen: Was ist, wenn ich mein Kind mit zum Einkaufen nehmen muss?
Es wird empfohlen, sich vor dem Einkaufen gründlich die Hände zu waschen. Unterwegs können Reinigungstücher genutzt werden. Ansonsten gilt: Während des Einkaufs sollten Eltern und Kinder ihr Gesicht nicht berühren. Direkt nach der Rückkehr ins Zuhause sollten dann erneut die Hände gewaschen werden. Experten empfehlen eine Waschdauer von mindestens 20 Sekunden. Das ist in etwa so lange wie zweimal das Lied „Zum Geburtstag viel Glück“ oder das Aufsagen des ABCs.
9. Mein Kind lutscht am Daumen bzw. kaut an den Nägeln. Was kann ich tun?
In diesem Fall wird Eltern empfohlen, die Hände noch häufiger zu waschen. Vielleicht sind Handschuhe oder Socken über den Händen einen Versuch wert. Manche Kinder tolerieren das, während sie schlafen. Wir können nur wiederholen: Händewaschen ist das Einzige, das laut Experten wirklich hilft.
10. Können wir öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder ein Taxi nehmen?
Natürlich müssen alle Menschen weiterhin ihr Leben leben und ihren Alltag bestreiten. Dies kann jedoch deutlich bewusster geschehen. Wenn Sie beispielsweise in ein Taxi steigen, behalten Sie ihre Hände im Schoss. Niemand ist perfekt, aber versuchen Sie, es einzuhalten und sich nicht ins Gesicht zu fassen. Diese Verhaltensweise ist derzeit die allerbeste, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Auch Handschuhe helfen.
11. Sollen wir Besuche bei den Grosseltern besser vermeiden?
Momentan ist nicht die Zeit, die Grosseltern zu besuchen. Die Daten verschiedener Länder zu Corona zeigen ziemlich übereinstimmend, dass die über 65-Jährigen am stärksten gefährdet sind. Experten fordern, sich derzeit von Oma und Opa fernzuhalten.
12. Kinder haben ständig Husten oder Schnupfen. Woran erkenne ich bei meinem Kind Anzeichen von Covid-19?
Experten raten Eltern, bei Erkältungen sehr viel aufmerksamer zu sein. Wenn Kinder Fieber bekommen, sind sie oft schläfriger als sonst. Wenn dann noch Husten oder Niesen hinzukommt, sollten Eltern dies wirklich im Auge behalten. Eine sehr vernünftige Vorgehensweise ist laut Experten, sich auf die Atemmuster der Kinder zu konzentrieren und diese in Verbindung mit Fieber zu beobachten.
13. Was soll ich tun, wenn jemand in meiner Familie Anzeichen einer Coronavirusinfektion zeigt?
In diesem Fall sollten Sie sich telefonisch bei dem nächstgelegenen Kantonsarzt melden. Dieser wird über weitere Massnahmen entscheiden und legt auch fest, wo die weiteren Untersuchungen durchgeführt werden. Bei Fragen können Sie auch an die Infoline Coronavirus 0041 58 463 00 00 wenden.
14. Wir sind alle gesund und haben Reisepläne. Sollten wir verreisen?
Experten raten momentan von internationalen Reisen ab. Es geht dabei nicht ums Verreisen selbst, sondern ums Zurückkehren. Die Rückkehr kann unter Umständen schwierig werden. Inlandsreisen sollten Sie auch auf das Notwendigste beschränken. Denken Sie immer daran, Menschenmengen zu meiden.
Über den aktuellen Stand der Risikogebiete und Reisebestimmungen informieren Sie sich am besten auf den Internetseiten der Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA. Experten gehen davon aus, dass die Reisebeschränkungen mindestens zwei Monate andauern werden.
15. Wann werden wir wieder zu einem normalen Tagesablauf zurückkehren können?
Das ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht zu beantworten. Dazu sind mehr Daten zur Infektionsüberwachung nötig. Erst wenn diese Informationen zur Verfügung stehen und die Infektionsrate sinkt, werden die Menschen wieder zu einem normaleren Tagesablauf zurückfinden können.
16. Was muss man noch über das Coronavirus wissen?
Experten weisen darauf hin, dass es momentan keine Therapie gegen das Coronavirus gibt. Auch Tests sind nicht für alle Menschen vorgesehen. Vorrangig getestet werden Menschen, die unter Atemnot leiden, ein geschwächtes Immunsystem haben und die ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Quelle: Interview mit Dr. Christina Johns (USA)
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